Euphorie im Saal

von Redaktion

Stargast Ludovic Tézier wird als „Rigoletto“ bei den Tiroler Festspielen gefeiert

Gab vor allem in den Akt-Finali ordentlich Stoff: der ChefDirigent der Festspiele, Asher Fisch. © Scheffold Media

„Ausverkauft“, das liest man als Intendant gerne! Aber die drei Verdi-Opern, die Jonas Kaufmann für diesen Sommer bei den Tiroler Festspielen aufs Programm gesetzt hat, sind schließlich nicht umsonst im Volksmund als „Trilogia popolare“ bekannt. Zwischen 1851 und 1853 gelangen dem Komponisten mit „La Traviata“, „Rigoletto“ und „Il Trovatore“ gleich drei Volltreffer hintereinander, die aktuell auch in Erl für ein volles Haus sorgen. Quasi als italienische Antwort auf den hier bislang zentral im Spielplan verankerten „Ring“-Zyklus von Verdis großem Rivalen Richard Wagner.

Nach einer positiv aufgenommenen „Traviata“, die den Reigen vor einer Woche eröffnet hatte, stand in der zweiten Runde nun „Rigoletto“ auf dem Plan. Routiniert geleitet von Dirigent Asher Fisch, der vor allem in den Akt-Finali ordentlich Stoff gab. Und mit einer Besetzung, die erneut bestätigte, dass sich die Verpflichtung des Sänger-Intendanten für die Geldgeber des Festivals ausgezahlt haben dürfte. Galt es in der Titelrolle dieser konzertanten Aufführung doch Ludovic Tézier als Stargast zu erleben, den mit Kaufmann eine lange künstlerische Freundschaft verbindet.

Der französische Bariton zählt zwischen Mailand und New York derzeit zu den gefragtesten Vertretern des Verdi-Fachs und ließ seine Erfahrung mit der Partie auch jetzt im konzertanten Ambiente überdeutlich spüren. Notenständer waren da für ihn ebenso überflüssig wie für den Rest des Ensembles, das mit angedeuteten Gesten und genau getakteten Auf- und Abtritten das Geschehen immer wieder schauspielerisch unterstrich.

Während zu Beginn noch alle in ihren Rollen verharrten, ließ sich das Ensemble im Laufe des Abends dann aber doch immer mehr von der kontinuierlich steigenden Euphorie im Saal anstecken. Als etwa der Jubel nach Gildas bravourös vorgetragenem „Caro nome“ partout nicht enden wollte und der Dirigent schließlich Julia Muzychenko für einen verdienten Solo-Applaus zurück auf die Bühne holen musste. Eine Szene, die sich nach dem „Sì, vendetta“-Duett ähnlich lautstark wiederholte, bei dem sich der apart gefärbte Sopran der jungen Russin auf ideale Weise mit Téziers Bariton mischte.

Und es war klar, dass ein waschechter Tenor da natürlich nicht hintenanstehen kann. Weshalb Iván Ayón Rivas nach seiner Arie im zweiten Akt gleich prophylaktisch nach vorne stürmte, um ebenfalls im Applaus zu baden. Eine selbstbewusste Attitüde, die dem präpotenten Herzog allerdings gut zu Gesicht stand. Vor allem, weil der peruanische Operalia-Preisträger seine Rolle eben nicht nur mit einer extra Portion Testosteron ausstattete, sondern die ihm zugedachten Ohrwürmer zusätzlich mit kraftvoll leuchtenden Spitzentönen garnierte.

Neben diesem starken Trio darf jedoch auch Deniz Uzun nicht vergessen werden, die den Herzog ihrerseits mit ihrem sinnlich timbrierten Mezzo umgarnte und die unheilvollen Szenen des mörderischen Duos Maddalena und Sparafucile zu einem Highlight des Abends machte. Sie machte mit diesem Auftritt ebenso nachhaltig auf sich aufmerksam wie Bass Alexander Köpeczi, dessen Lebensgefährtin Anna Netrebko von Reihe zehn aus am Ende dem gesamten Ensemble anerkennenden Beifall spendete und somit den Promi-Faktor im Saal nach oben schraubte.TOBIAS HELL

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