Rosie O‘Donnell bei einer Anti-Trump-Demo. © N. KAMM
Eva Longoria lebt in Spanien und Mexiko. © MICHAEL TRAN
US-Talkerin Ellen DeGeneres wurde 2016 von Präsident Barack Obama geehrt – mittlerweile lebt sie in England. © M. Reynolds
Der Ton wird schärfer, feindseliger, herablassender. Nachdem der US-Sender CBS das Aus der langjährigen „Late Show“ von Stephen Colbert verkündet hat, nutzt Präsident Donald Trump die Sozialen Medien für einen triumphalen Post. „Ich liebe es total, dass Colbert gefeuert worden ist“, ätzt er auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. „Sein Talent war noch kleiner als seine Einschaltquoten.“ Vor allem aber war der Satiriker dem umstrittenen Staatsoberhaupt schon länger lästig. Trumps Post ist also mehr als nur gehässiges Nachtreten. Es ist eine Kampfansage an seine prominenten Kritiker, von denen einige bereits ins Ausland geflohen sind.
Am Sonntag meldete sich US-Moderatorin und Talkshow-Ikone Ellen DeGeneres bei einer Veranstaltung im südwestenglischen Cheltenham zu Wort und bestätigte dem britischen Sender BBC, dass sie mit ihrer Frau wegen Trump dauerhaft nach England gezogen sei. Demnach hatten DeGeneres und Schauspielerin Portia de Rossi („Ally McBeal“) sich zuvor ein Haus in England gekauft, in dem sie nur drei bis vier Monate im Jahr verbringen wollten. „Wir kamen am Tag vor der Präsidentschaftswahl hierher und wachten auf, weil wir viele Nachrichten von unseren Freunden mit weinenden Emojis bekamen, und ich dachte: Er hat es geschafft“, sagte die 67-jährige US-Komikerin im Interview. „Für uns war klar: Wir bleiben hier.“ Sie sprach davon, dass Menschen in Amerika Angst haben könnten, „so zu sein, wie sie sind“.
Trumps rücksichtslose Politik, seine Rhetorik, die feindselige Haltung gegenüber Homosexualität und sein Umgang mit Migration haben auch andere Prominente vertrieben. Nach erfolglosen Protesten gegen seine Wiederwahl hat auch US-Komikerin Rosie O‘Donnell die Reißleine gezogen. Anfang des Jahres wanderte die 63-Jährige nach Irland aus. Aktuell zeigt sie sich unbeeindruckt von Trumps Drohung, ihr die US-amerikanische Staatsbürgerschaft entziehen zu wollen. „Ich bin sehr stolz darauf, gegen alles zu sein, was er sagt, tut und vertritt“, sagte die New Yorkerin jüngst in einer irischen Radiosendung.
Auch Schauspieler Richard Gere hat vor Kurzem den Staaten den Rücken gekehrt. Mit Ehefrau Alejandra und den gemeinsamen Kindern lebt der Hollywoodstar nun in Spanien. Für seine Frau sei es toll, näher an ihrer Familie, den Freunden und der spanischen Kultur zu sein. „Sie war sehr großzügig und hat mir sechs Jahre in meiner Welt geschenkt, also ist es nur fair, dass ich ihr mindestens weitere sechs Jahre in ihrer Welt schenke“, sagt der 75-Jährige. Der Abschied von seiner US-Heimat scheint ihm nicht schwergefallen zu sein. Bei der Verleihung der spanischen Goya-Preise, bei denen er für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, erklärte Gere: „In Amerika befinden wir uns an einem sehr dunklen Punkt, an dem ein Rüpel und Gangster Präsident der Vereinigten Staaten ist.“
Auch Eva Longoria fühlt sich mittlerweile in Spanien und Mexiko wesentlich wohler als in Los Angeles. Der „Desperate Housewives“-Star hatte bereits vor Trumps zweiter Amtszeit vergangenes Jahr angekündigt, dass im Fall seiner Wiederwahl ein Umzug mit der Familie geplant sei. „Ich kann fliehen und irgendwo hingehen. Die meisten Amerikaner haben nicht so viel Glück“, sagt die Schauspielerin, die in Texas aufgewachsen ist und mexikanische Wurzeln hat.
Und Trump? Der poltert weiter gegen alles und jeden, der sich ihm in den Weg stellt. Während CBS bemüht ist, die Einstellung der „Late Show“ mit „rein finanziellen Gründen“ zu rechtfertigen, schreibt er sich das Aus der Sendung auf seine eigenen Fahnen und teilt zugleich gegen ABC-Moderator Jimmy Kimmel aus, der ebenfalls häufig über ihn witzelt: „Ich höre, dass Kimmel als Nächster dran ist. Er hat noch weniger Talent als Colbert!“ASTRID KISTNER