Zwischen Trauer und Wut

von Redaktion

Das ZDF zeigt in seiner Reihe „Shooting Stars“ Frauen im Ausnahmezustand

Beziehung in der Krise: Sina Genschel und Julius Nitschkoff. © Konstantin Pape/ZDF

Hochschwanger im Knast: Franziska Hartmann in „Monster im Kopf“. © Martin Rottenkolber/ZDF

Wer sagt denn, dass Filme im Sommer immer leicht und vergnüglich sein müssen? Die aufwühlenden, bisweilen auch anstrengenden Werke der Reihe „Shooting Stars“ muten ihrem Publikum einiges zu – es geht um Gewalt und Liebe. Allen fünf Spielfilmen, die ab heute in der ZDF-Mediathek laufen, gemeinsam ist, dass sie sich um Frauen im emotionalen Ausnahmezustand drehen. Es sind Frühwerke aufstrebender Regisseure und Regisseurinnen – und die meisten verzichten auf große Namen.

Das gilt nicht für den Film „Monster im Kopf“ mit Franziska Hartmann – als Hauptdarstellerin bekam sie für ihre Rolle vergangenes Jahr den Deutschen Schauspielpreis. Sie verkörpert Sandra, die hochschwanger im Gefängnis sitzt und ihr Kind nach der Geburt selbst versorgen will. Doch wegen der schrecklichen Gewalttat, die zu ihrer Verurteilung geführt hat, will niemand ihr das Baby anvertrauen. Was damals passiert ist, enthüllt Autorin und Regisseurin Christina Ebelt erst ganz zum Schluss.

Dagegen wirkt Mel, die Heldin von „Mels Block“, wie eine, die es geschafft hat. Die 34-Jährige ist in einem Rostocker Wohnblock aufgewachsen und wurde zu einer der jüngsten Selfmade-Millionärinnen des Landes. Doch dunkle Erinnerungen an ihre Kindheit belasten die tough wirkende Unternehmerin. Mel, gespielt von Caro Cult, kauft kurzerhand den ganzen Block und fährt im protzigen goldgelben Lamborghini vor, um die Opferrolle von früher abzuschütteln.

Um eine Frau, die mit der Pflege eines psychisch erkrankten Familienmitglieds konfrontiert wird, geht es in „Im Haus meiner Eltern“ von Tim Ellrich. Jenny Schily spielt die spirituelle Heilerin Holle, die sich um ihre alten Eltern kümmern muss – und dann auch noch um ihren schizophrenen Bruder. Die Handlung basiert auf der Familiengeschichte von Regisseur und Autor Ellrich, dessen Onkel an Schizophrenie litt.

Das originell erzählte Sozialdrama „Alle die du bist“ (Buch und Regie: Michael Fetter Nathansky) dreht sich um die Fabrikarbeiterin Nadine (Aenne Schwarz) und ihren Mann Paul (Carlo Ljubek), denen die Liebe abhandenkommt. Auch im Langfilmdebüt „Was du von mir sehen kannst“ geht es um eine Beziehung in der Krise. Adam (Julius Nitschkoff) und Gwen (Sina Genschel), beide Mitte 20, entscheiden sich auf Adams Idee hin für eine offene Beziehung, doch Gwen kommt damit nicht zurecht.

Schon zum 13. Mal zeigt die Nachwuchsredaktion „Das kleine Fernsehspiel“ in den Sommerwochen Filme von „Shooting Stars“. „Wütende Männer im Film und Fernsehen sind uns allzu bekannt“, sagt der zuständige Redakteur Jörg Schneider zur Frage, warum die Auswahl dieses Jahr speziell auf diese fünf Filme gefallen ist. Wütende Frauen seien eher die Ausnahme: „Höchste Zeit, dass die verändernde Kraft der Wut auch für Heldinnen entdeckt und erzählt wird.“

Ab 29. Juli laufen die Filme dann auch im linearen Programm des ZDF.CORNELIA WYSTRICHOWSKI

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