Die Ruhe vor dem Sturm: AfD-Chefin Alice Weidel und Markus Preiß, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios. © Jörg Carstensen
Das „Zentrum für Politische Schönheit“ hat den Vorwurf zurückgewiesen, mit seiner Störaktion beim ARD-„Sommerinterview“ mit AfD-Chefin Alice Weidel möglicherweise eher der AfD genutzt als geschadet zu haben. „Diese Angst muss man ein Stück weit loswerden, wenn man die AfD bekämpfen will“, sagte der Sprecher der Gruppe, Philipp Ruch, im Podcast „Ronzheimer“. Man mache seit mindestens acht Jahren Aktionen gegen die AfD, immer werde gefragt, ob das der Partei nicht helfe.
Die Aktivisten hatten wie berichtet einen Bus mit Lautsprecheranlage am Spreeufer gegenüber dem Reichstag postieren können, mit dem das Interview mit einem Anti-AfD-Lied so laut beschallt wurde, dass ein normales Gespräch nicht mehr möglich war. „Ich würde gar nicht von einer Störaktion reden, sondern von einer Verschönerungsaktion“, sagte Ruch zur Aktion vom Sonntag. Es sei so etwas wie „der Fernsehmoment des Jahres“ geschaffen worden.
Das Regierungsviertel gehöre nicht der ARD, betonte Ruch. „Und dort sind wir tatsächlich, ja wir sind – ich will da jetzt keine Details nennen – aber in enger Absprache natürlich mit der Berliner Polizei auch, in Kontakt getreten und konnten dort eigentlich machen, was wir vorhatten.“
Das ARD-Hauptstadtstudio hatte das Interview fortgesetzt, obwohl, wie Studiochef Markus Preiß später einräumte, „journalistisch manches auf der Strecke geblieben“ sei. Während ein Einspieler lief, habe er Weidel gefragt, ob er das Gespräch abbrechen solle, sie habe die Situation jedoch „sportlich genommen“. Am Tag danach hatte die AfD jedoch eine Wiederholung des „Sommerinterviews“ gefordert –„unter fairen Bedingungen“, so Vize-Fraktionschef Markus Frohnmaier. J. RATZSCH