Mit seinem ersten Don Giovanni hat Konstantin Krimmel vor knapp vier Wochen die 150. Münchner Opernfestspiele eröffnet (wir berichteten), nun lockte er Fans und Neugierige ins Prinzregententheater zu seinem besonderen Liederabend unter dem Titel „Schöne Wiege meiner Leiden“.
Heinrich Heine stand im Fokus, mit Vertonungen von Liszt, Mendelssohn, Schubert und Schumann – aber auch mit Auszügen aus seinen „Reisebildern“, Essays und Memoiren. Keine ganz neue Idee, aber eine, die durchaus sinnvoll ist, den Liedern einen Kontext gibt und dem Abend eine Bereicherung sein kann.
Dass das am Donnerstag im voll besetzten Prinzregententheater nicht wirklich gelang, lag weniger am musikalischen Einsatz von Konstantin Krimmel und seinem verhaltenen Begleiter Ammiel Bushakewitz, als an der Sprecherin Maren Ulrich und den zuweilen neckischen, auf jeden Fall überflüssigen semi-szenischen Anwandlungen. Eine regieführende Hand hätte sicher gutgetan und vermutlich auch Krimmels zwar viel belachtes, aber doch aufgesetztes Falsett-Gezwitscher von Webers „Jungfernkranz“ – Heine hasste ihn – verhindert.
Solche Aufmachung braucht der junge Sänger, der es schon zum Dauergast bei der Schubertiade geschafft hat, eigentlich nicht. Krimmels Bariton bietet viel an Farben, an Nuancen, an Lyrischem, aber auch an Dramatik, was die Lieder vertieft, ihnen aber hinzugefügt werden muss. Er lockt und umschmeichelt das „Fischermädchen“, knipst bei der „Loreley“ den Abendsonnenschein an oder stößt zum grollenden Klavier seine Verzweiflung („Die Stadt“, „Am Meer“) und seinen Zorn (in Liszts „Vergiftet sind meine Lieder“) heraus.
Wenn er nach Schuberts explosivem „Atlas“ zur Ruhe kommt in Schumanns wehmütigem Liebes-Abgesang („Schöne Wiege meiner Leiden“, „Myrten und Rosen“), dann gerät das Festspiel-Publikum so aus dem Häuschen, dass Krimmel und Bushakewitz ihm doch noch eine Zugabe überreichen: Schumanns „Die Lotusblume“.GABRIELE LUSTER