Gute Freunde kann niemand trennen

von Redaktion

Nach 50 Jahren legt Alice Cooper mit seiner alten Band ein neues Album vor

Sie waren nach 50 Jahren Pause wieder gemeinsam im Studio (v. li.): Neal Smith, Michael Bruce, Alice Cooper und Dennis Dunaway. © Jenny Risher/dpa

Mit Hardrock, theatralischen Bühnenshows, die Musik mit Elementen von Horror, Vaudeville und Zirkus verbinden, sorgte Alice Cooper zu Beginn der Siebzigerjahre für Furore. Ursprünglich stand der Name für die Band, aber schließlich wurde Frontmann Vincent Furnier zu Alice Cooper – und berühmt. Bevor er 1975 seine Solokarriere begann, nahm die Gruppe sieben Studioalben auf. 50 Jahre später haben sich die Musiker für ein achtes zusammengetan.

„The Revenge of Alice Cooper“ heißt die neue Platte, die Alice Cooper – der Name steht längst in seinem Pass – wieder zusammen mit Michael Bruce (Gitarre), Dennis Dunaway (Bass) und Neal Smith (Schlagzeug) aufgenommen hat. „Das sind meine ältesten Freunde aus der Schulzeit“, erzählt der Sänger bestens gelaunt. „Als sich die Band damals aufgelöst hat, war es keine Scheidung, wir sind einfach nur getrennte Wege gegangen“, sagt Cooper. „Es gab kein böses Blut. Niemand hat irgendwen verklagt. Wir sind die ganze Zeit in Kontakt geblieben.“ Auf den jüngsten Solo-Alben des 77-Jährigen hatten Bruce (77), Dunaway (78) und Smith (77) schon Gastauftritte.

Und so schien es nur eine Frage der Zeit, bis mehr daraus wurde. „Ich habe schließlich gesagt: Warum machen wir nicht ein komplettes Album zusammen?“ Gesagt, getan. Auch Coopers langjähriger Mitstreiter, Erfolgsproduzent Bob Ezrin, war sofort mit an Bord.

„Er war der Captain bei all unseren großen Hitalben“, sagt Cooper über Ezrin, der etwa „Love it to Death“ (1971), „School’s out“ (1972) oder „Billion Dollar Babies“ (1973) verantwortete und später diverse Solo-Werke von Cooper produzierte. „Was George Martin für die Beatles war, das war Bob Ezrin für uns“, sagt der Sänger.

Songs wie „Black Mamba“ (mit Doors-Gitarrist Robby Krieger als Gast), „Wild Ones“ oder „Kill the Flies“ erinnern an die frühen Werke der Band, obwohl das laut dem Frontmann gar nicht geplant war. Denn jeder Musiker brachte eigene Ideen mit. „Wir haben aus Versehen ein 1975er-Album gemacht“, sagt Cooper und lacht. „Ich schätze, es liegt einfach daran, wie wir als Band zusammenspielen.“

Einer fehlte im Studio: Leadgitarrist Glen Buxton starb bereits 1997, ist aber trotzdem im Song „What happened to you“ zu hören – dank einer alten Demo-Aufnahme aus Dunaways Archiv und moderner Technologie. „Wir haben ein Gitarrenriff von Glen Buxton von einem alten Band extrahiert und einen Song drumherum geschrieben“, erklärt Cooper, „damit Glen auch auf dem Album sein konnte“.

Die Texte sind – wie üblich bei Alice Cooper – doppeldeutig, witzig und oft makaber. Fast jedes Lied erzählt eine Geschichte. „One Night Stand“ dreht sich um einen Serienkiller, der eine Frau kennenlernt und mit zu ihr geht. Dort stellt er fest, dass auch sie eine Serienmörderin ist. Ein kleiner Geniestreich ist „Blood on the Sun“, dessen Text ausschließlich aus alten Filmtiteln besteht. „Es klingt sehr poetisch und sehr geheimnisvoll“, sagt Cooper und lacht. „Wenn man die Filmtitel alle zusammensetzt, klingt es, als würde man etwas sehr Wichtiges sagen.“

Erstaunlicherweise klingt auch sein Gesang – anders als auf den Alben der vergangenen Jahre – ein wenig fieser, ein wenig düsterer. „Es ist so merkwürdig“, sagt er. „Wenn ich mit der Originalband arbeite, schalte ich automatisch auf eine andere Stimme um. Es ist unbewusst, aber ich habe es selbst bemerkt.“PHILIP DETHLEFS

Alice Cooper:

„The Revenge of Alice Cooper“ (earMusic).

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