Applaus auf – und Jubel vor der Bühne nach dem „Rheingold“ zum Spielzeitfinale der Staatsoper. © Katja Kraft
Früher war mehr Lametta? Nicht unbedingt! Im Jubel und in einer wuchtigen Wolke aus güldenem (was sonst?) und silbernem Konfetti ist am Donnerstag die Spielzeit der Bayerischen Staatsoper zu Ende gegangen. „Eine stabile Auslastung von 95 Prozent zeigt uns, dass Oper, Ballett und Konzert nichts von ihrer gesellschaftlichen Relevanz verloren haben“, teilte Intendant Serge Dorny am Freitag mit.
Am letzten Tag der Spielzeit 2024/25 – und zum Finale der Opernfestspiele – gab es im Münchner Nationaltheater nochmals das „Rheingold“; die Inszenierung von Tobias Kratzer kam im vergangenen Oktober heraus. Der künftige Intendant der Hamburger Staatsoper will bis 2027 seinen Münchner „Ring“ vollenden.
Dessen erster Teil überzeugt durch seine gewissenhafte Personenführung. Kratzer inszenierte die Sängerinnen und Sänger wie Schauspieler, was die Produktion mitunter wie einen Netflix-Thriller wirken lässt. Da entwickelt Martin Winkler, der auch sängerisch beeindruckt, seinen Alberich vom suizidalen Verlierertypen im Slipknot-Shirt zum Warlord, der nicht nur aufgrund seines kahlen Schädels an „Putins Koch“ erinnert. Bis Wotan (Nicholas Brownlee, der zahlreiche Facetten in der Figur findet) und Loge (Sean Panikkar als bestangezogener Intrigant, den nur das nervöse Saugen an der Kippe verrät) diesen Kerl ganz tief in den Staub treten. Kratzer hat seine „Ring“-Deutung so gewebt, dass er nun reichlich Fäden hat, die er mit der „Walküre“ zu den Festspielen 2026 weiterspinnen kann.MICHAEL SCHLEICHER