Natur pur – und jede Menge Jazz

von Redaktion

Festivalprogramme in Bezau und Saalfelden

Intendant in Saalfelden: Mario Steidl. © Festival

Gibt den Takt bei Bezau Beatz vor: Alfred Vogel. © Denis Laner

Ausnahmeschlagzeuger Christian Lillinger spielt sowohl bei den Bezau Beatz als auch beim Festival in Saalfelden. © OhWeh

Wer die Natur liebt, für den ist Österreich als Land der Berge und Seen ein Dorado. Für Jazzliebhaber allerdings auch. Von St. Johann in Tirol bis zum burgenländischen Nickelsdorf gibt es ganzjährig Festivals mit weit überregionaler Strahlkraft, die sich bei Kennern großer Beliebtheit erfreuen. Im August locken alljährlich zwei Events, die Bilderbuchkulisse und improvisierte Musik verbinden, die bayerischen Jazzfans über die Grenze: die Bezau Beatz im Bregenzer Wald und das Saalfelden Festival im salzburgischen Pinzgau, jeweils knapp zwei Autostunden von München entfernt. Wir haben die Festivalmacher zu den Besonderheiten anspruchsvoller Musik vor PostkartenPanorama befragt.

„Unser Motto ist: Alle mögen Jazz, sie wissen es bloß noch nicht!“, sagt Alfred Vogel, der in der Vorarlberger Marktgemeinde Bezau die Bezau Beatz leitet, deren 18. Ausgabe am Donnerstag beginnt (bis Sonntag). Daher sorge man dafür, „dass die Musik die richtige Rahmung findet“. Kaum irgendwo sonst finde man „atmosphärisch und akustisch derart ausgesuchte Räume für kreative Musik, ein so abwechslungsreiches Programm, und so viel ansteckend positive Energie“, ist der umtriebige Vogel, im Hauptberuf Schlagzeuger und Label-Betreiber, überzeugt.

Hauptspielort ist die Remise in der Ortsmitte, in der die historischen Dampf- und Diesellokomotiven des „Wälderbähnles“ stehen, einer 1980 stillgelegten Bahnverbindung zwischen Bezau und der Landeshauptstadt Bregenz. Bespielt werden aber auch das Hotel Post, die Kirche im benachbarten Reutte oder die Kunstschmiede Figer, wo etwa das Quartett Pulse gemeinsam mit dem Berliner Perkussionisten und Komponisten Tilo Weber dessen Werke für Streichquartett und Schlagzeug (einer von Vogels Geheimtipps) aufführt. Als weitere Beispiele für die besondere Bezau-Verbindung von „Unterhaltung auf höchstem künstlerischem Niveau und interessanten zwischenmenschlichen Begegnungen“ nennt Vogel „die DJ-Fahrt mit der Bregenzerwaldbahn aus dem letzten Jahrhundert, von Bezau nach Bersbuch und retour sowie Kofi Quarshie’s Agoo Group aus Ghana – traditionelle westafrikanische High-Life Music mitten in einem alpenländischen Dorf“. An- und abschließender Höhepunkt in der Remise könnte dann das vom österreichischen Pianisten Elias Stemeseder und dem deutschen Schlagzeuger Christian Lillinger gemeinsam geleitete Quartett sein.

Ausnahme-Drummer Lillinger wird vom 21. bis 24. August auch in verschiedenen Formationen in Saalfelden zu hören sein. Dem bereits zum 45. Mal stattfindenden Festival vor dem imposanten Steinernen Meer wurde heuer eine besondere Ehre zuteil: Es bekam vom Europe Jazz Network (EJN) den „EJN Award for Adventurous Programming 2025“ verliehen. Festivalchef Mario Steidl freut sich besonders über den Titel der Auszeichnung: Neugier und Risikobereitschaft zu würdigen sei „so viel schöner, als sich in Superlativen wie ,größtes‘ oder ,bestes‘ zu verlieren“. Als künstlerischer Leiter fühle er sich zwar geehrt, betrachte den Preis aber „nicht als Höhepunkt meines persönlichen Schaffens für das Festival und schon gar nicht als Abschlussapplaus“.

In der Jury-Begründung wird „die innovative Einbindung der lokalen Gemeinschaft sowie die kreative Nutzung urbaner wie alpiner Räume“ hervorgehoben. So gibt es auch dieses Jahr Konzerte im Wald, auf dem Ritzensee und auf einer Einsiedelei sowie die schon traditionellen, von Bassist Lukas Kranzelbinder geführten Bergwanderungen mit Improvisationspausen.

In einem Programm „mit viel Ungehörtem und voller Vielfalt, sowie einer engen Interaktion zwischen Künstlern, von denen zahlreiche mehrere Tage in Saalfelden verbringen und in verschiedenen Projekten zu sehen sein werden“, sieht Steidl den Abenteuergeist vor allem in Premieren, von denen es noch nicht einmal Hörbeispiele gebe. Projekte von Gitarrist Kalle Kalima oder Saxofonist Leonhard Skorupa erleben in Saalfelden ihre Uraufführung. Eine weitere bislang noch nicht auf Tonträgern dokumentierte Band auf der Hauptbühne ist das Orchestra of Good Hope. Geleitet wird es von einem Schlagzeuger, der sich bei seinem eigenen Festival trommelnd zurückhält: Alfred Vogel. REINHOLD UNGER

Weitere Informationen

und Tickets gibt es online unter www.bezaubeatz.at sowie
www.jazzsaalfelden.at.

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