Ciao Ragazzo

von Redaktion

Eros Ramazzotti feiert Bühnenjubiläum – auch in München

Auftritt auf dem Königsplatz: Eros Ramazzotti und Tina Turner 1998. © Marcus Schlaf

Ende Oktober feiert er seinen 62. Geburtstag – doch ist Eros Ramazzotti immer noch ein „Ragazzo di oggi“, ein „Junge von heute“. © Cosimo Buccolieri/Sony Music

Wenn Eros Ramazzotti ein Künstlername wäre, wäre er fantastisch erfunden. Erotik und Leidenschaft, gemixt mit einem Schuss italienischem Kräuterlikör – mehr Dolce Vita geht nicht. Baut dem Schöpfer dieses Namens eine Statue! Aber der Kerl heißt wirklich so: Eros Walter Luciano Ramazzotti. Das Denkmal haben sich Mama Raffaella, die Näherin, und Papa Rodolfo, der Malermeister, verdient. Seit gut vier Jahrzehnten kennt die Welt den Namen ihres Filius. Jetzt feiert der ewige Eros – mit etwas Verspätung – seine 40 Jahre auf der Bühne mit der neuen Single „Il mio giorno preferito“, die am Freitag erschienen ist.

„Mein Lieblingstag“ heißt das auf Deutsch. Im neuen Song, einem flotten Ohrwurm mit der spanischen Version auf der Rückseite, schlägt der Signore vor: „Wir suchen gemeinsam die Sonne, um uns wunderbar zu fühlen.“ Das Zuhören kann italienhungrigen Fans durchaus einen Lieblingstag bescheren.

Drei Jahre nach seinem bislang letzten Album „Battito infinito“ klingt Eros eingängig und zeitgemäß wie eh und je. Das mag einerseits daran liegen, dass er jetzt mit talentierten jüngeren Musikern wie Indie-Sänger Tommaso Paradiso und Produzent Michele Canova zusammenarbeitet. Und es liegt natürlich daran, dass sich Ramazzotti seit seinem Durchbruch im Jahr 1984 eben immer unverwechselbar nach Ramazzotti anhört.

Damals, mit 20, gewann er beim Festival von Sanremo den Nachwuchs-Wettbewerb „Nuove proposte“ mit „Terra promessa“, das gleich zu einem seiner größten Hits wurde. „Siamo i ragazzi di oggi“, „Wir sind die Jugend von heute“ – mit dieser Zeile begann die Weltkarriere des jungen Römers aus der Vorstadt Cinecittà, in der nur die Filmstudios der Fellinis, Rossellinis und Viscontis für Glamour sorgten. Wobei der Glanz in den Siebzigern, als Eros hier aufwuchs, längst stumpf geworden war. Immerhin: Ein paar Statistenjobs sprangen raus für ihn.

„Ich habe als Laufbursche für meine Mutter gearbeitet“, erinnert er sich später. In der Schule nannten sie ihn „Quattrocchi“, „Vierauge“, seiner dicken Brillengläser wegen. Viel Eros war beim jungen Ramazzotti wohl noch nicht im Spiel. Aber seine Eltern brachten ihm bei, worauf es ankam: „Fai il bravo!“, „Sei ein netter Junge!“ – und lass dir von Musik die Sorgen vertreiben! Der Papa, der Onkel, der Opa, „sie alle waren Musiker, die mich sehr inspiriert haben“.

Die Aufnahmeprüfung am Konservatorium vermasselte er trotzdem, die Lehre als Buchhändler brach er ab. Aber nach dem Talente-Triumph in Sanremo war klar, wohin die Reise ging. 1985 legte er mit „Una storia importante“ („Eine wichtige Geschichte“) den nächsten Hit nach. 1986 gewann er mit dem famosen Schmachtfetzen „Adesso tu“ („Jetzt du“) das echte, große Sanremo. Nun verfielen auch die Deutschen dem Netten aus Cinecittà, dem Mix aus Schlingel und Latin Lover.

Viele Hits später, inklusive Duetten mit Tina Turner („Cose della vita“) und Cher („Più che puoi“), ist Eros Ramazzotti kaum fassbare 61 – aber irgendwie immer noch ein „Ragazzo di oggi“, ein „Junge von heute“. Die beiden Ehen mit Michelle Hunziker („Sie war meine große Liebe“) und Marica Pellegrinelli sind zerbrochen. Dafür sorgen seine drei Kinder Aurora, Raffaela und Gabrio für Lieblingstage: „Ich liebe sie zum Verrücktwerden.“ Aurora hat ihn 2023 mit Enkel Cesare („Cäsar“) zum Großvater gemacht – die Ramazzottis lieben halt dramatische Namen.

Nun gönnt er sich und seinen Fans den ganz großen Rückblick, auf seiner „Una Storia Importante World Tour“, die ihn am 25. Februar 2026 in die Münchner Olympiahalle führt. Ein junger Römer ist Eros Ramazzotti längst nicht mehr. Und „weit in die Ferne schauen“, wie 1984 im Text von „Terra promessa“, will er auch nicht mehr. Aber einiges soll schon noch passieren in seinem Leben, in seiner Karriere: „Meine Einstellung ist: Schau immer nach vorn, aber nicht zu weit.“JÖRG HEINRICH

Eros Ramazzotti:

„Il mio giorno preferito“
(Sony Music Italia).

Konzert: Eros Ramazzotti spielt am 25. Februar 2026 in der Münchner Olympiahalle; Karten unter www.muenchenticket.de.

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