Die Kirche ist für Christian Stückl kein Vorbild. © Dobel/dpa
Der Theatermacher und Intendant Christian Stückl kann mit der Kirche nichts mehr anfangen. „Sie ist weder sozial noch moralisch ein Vorbild für uns“, sagte der 63-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“. „Vor zehn Jahren habe ich mich über Kirche noch aufgeregt, richtig aufgeregt, und jetzt merke ich, sie ist mir wurscht.“
Stückl ist Intendant des Münchner Volkstheaters und Spielleiter der Passion in Oberammergau. Bereits vier Mal hat er das alle zehn Jahre stattfindende Spiel inszeniert. Auch 2030 übernimmt er wieder die Leitung (wir berichteten).
Die Aufgabe beim Passionsspiel bringe unterschiedliche Herausforderungen mit sich, erklärte der Regisseur: „Ich bin jahrelang dafür gelobt worden, was ich gegen den Antisemitismus in der Passion gemacht habe. Jetzt werde ich gerade eher angefeindet deswegen, und die Leute sagen ‚Na wie geht es dir jetzt, Judenfreund?‘, weil sie den Antisemitismus mit den Vorgängen in Israel in Verbindung bringen.“
Als Regisseur stelle er sich viele Fragen, etwa: „Wie kriegt man die Geschichte noch mal so erzählt, dass die Leute nicht das Gefühl haben, wir sind Religionslehrer auf der Bühne?“ Und: Wie können junge Leute erreicht werden? Auch die Frage nach seinem Nachfolger sei offen, denn: Es müsse ja laut Oberammergauer Gelübde jemand aus dem Ort sein. Stückl: „Wenn es niemanden gibt, dann wird man irgendwann vielleicht auch jemanden nehmen müssen, der nicht aus dem Ort ist. Aber so weit sind wir noch nicht.“DPA