Musikalischer Tritt gegen Rechts

von Redaktion

Toten Hosen spielen überraschend bei „Jamel rockt den Förster“

Volle Power: Tote-Hosen-Frontmann Campino bei „Jamel rockt den Förster“. Seit vielen Jahren setzen die Veranstalter des Musikfestivals ein Zeichen gegen Rechts. © Jens Büttner/dpa

Politisch Haltung zeigen in der Provinz: Die Toten Hosen haben als Überraschungsband bei „Jamel rockt den Förster“ in Mecklenburg-Vorpommern aufgespielt. Das Open-Air-Festival im Dorf Jamel wird seit 2007 alljährlich von Horst und Birgit Lohmeyer ausgerichtet, den Besitzern des Forsthofs Jamel. Sie möchten damit ein lautstarkes Zeichen setzen – gegen Rechtsextremismus und für Toleranz.

Wie in den vergangenen Jahren war das Line-up der Bands auch heuer unmittelbar vor den Auftritten geheim. Umso größer die Freude bei den Fans, als die Toten Hosen auf der Bühne auftauchten. „Wir sind unheimlich gern zurückgekommen“, rief Frontmann Campino der Menge zu. Die Band war 2015 bereits in Jamel zu Gast. Weitere Top-Acts waren am Freitag die Musiker Betterov sowie Paula Hartmann.

„Ich glaube, ,Jamel rockt den Förster‘ hat in jedem Fall eine krassere Bedeutung, als vielleicht vor 15 Jahren“, sagte Campino kurz vor seinem Auftritt. Es sei bemerkenswert, dass die Menschen nach Jamel kämen, um auch politisch Flagge zu zeigen. Es gehe gar nicht so sehr ums musikalische Programm. „Sie wissen ja nicht, wer für sie spielen wird. Es gibt also den Geist, dass man Demokratie verteidigen möchte.“

Jamel ist ein Dorf mit weniger als 40 Bewohnern und gilt seit Anfang der Neunzigerjahre als Hochburg der rechtsextremen Szene. Wiederholt gab es Versuche, das Festival zu stören. Am 13. August 2015 etwa, kurz vor dem Start von „Jamel rockt den Förster“, zündeten unbekannte Täter die Scheune des Hofs an, 2016 wurden die Reifen an Autos von Festivalteilnehmern zerstochen. Der Brandanschlag auf die Scheune und die daraufhin spontane Teilnahme der Toten Hosen machten das Festival damals überregional bekannt.

In diesem Jahr erhielt das Ehepaar Lohmeyer wie berichtet für sein Engagement gegen rechtsextreme Gewalt und vor allem für die Organisation des Festivals den Aachener Friedenspreis.HELMUT REUTER

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