Opulente Geheimnisse

von Redaktion

David Bowies letzte Werke

„I can’t give everything away“ erscheint am 12. September.

Meister der Verwandlung: David Bowie starb 2016 im Alter von 69 Jahren. Nun erscheint eine Sammlung mit Musik seiner letzten Schaffensphase. © Masayoshi Sukita/David Bowie Archive

Seinem eigenen Tod konnte nicht einmal David Bowie entrinnen. Aber der Meister der Verwandlung ließ es sich nicht nehmen, sein Sterben als letzte große Performance zu inszenieren – und dem Sensenmann unerschrocken ins Gesicht zu lachen. Am 8. Januar 2016, seinem 69. Geburtstag, erschien sein finales Album „Blackstar“. Zwei Tage später, als Bowie einem bis dahin geheim gehaltenen Krebsleiden erlag, verstand die Welt, dass hier eine Legende ihren Nachruf verfasst hat. „Sein Tod war ein Kunstwerk, wie sein Leben“, blickt Produzent Tony Visconti auf das Verglühen, das Erlöschen seines Freundes zurück.

Bowies letzte Schaffensphase von 2002 bis 2016 steht im Mittelpunkt des Boxsets „I can’t give everything away“, das am 12. September erscheint. Auf 13 CDs und 18 Vinyl-Alben sind die New Yorker Jahre vom 2002er-Album „Heathen“ bis zum Jazz-inspirierten Nekrolog „Blackstar“ ausgebreitet.

Benannt ist die Sammlung nach dem letzten Song des letzten Albums. Mit der Zeile „Ich kann nicht alles preisgeben“ bittet Bowie um Frieden, um Verständnis dafür, dass er als Künstler das eine oder andere Geheimnis mit ins Grab nehmen will.

Mehr als ein Jahrzehnt zuvor hatte die Welt noch einen vitalen David Bowie erlebt, der sich auf „Heathen“ und ein Jahr später auf „Reality“ als Künstler noch einmal neu erfand, der wieder Lust auf Rock hatte. Dies ließ sich auch auf seinem letzten Münchner Konzert am 29. September 2002 in der Olympiahalle bestaunen und bewundern. Der späte Bowie wurde zum liebevollen Ehemann von Supermodel Iman, zum stolzen Vater von Tochter Lexi Jones (heute 25), die als Musikerin längst eigene Wege geht.

„I can’t give everything away“ umfasst die letzten vier Studioalben, behutsam remastered unter Aufsicht von Tony Visconti. Dazu gibt es Boni wie Live-Aufnahmen vom Montreux Jazz Festival im Jahr 2002, Raritäten und Remixes sowie Zeichnungen, Notizen und handschriftliche Songtexte in einem Begleitbuch. Die Opulenz hat ihren Preis: 130 Euro für die CD-Version, 400 Euro für die Vinyls.

Aber wahren Bowie-Aficionados ist bekanntlich kaum etwas zu teuer. Und wer Spotify oder Apple Music abonniert hat, kann die monumentalen 163 Titel kostenlos streamen. Egal ob für null Euro oder für 400 Euro – es lohnt sich unbedingt, den späten David Bowie zu entdecken, oder neu zu entdecken.JÖRG HEINRICH

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