„Armutszeugnis und falsches Signal“

von Redaktion

Die Proteste gegen das drohende Aus für den Kulturpass verschärfen sich

Dem Kulturpass droht das Aus, die Kritik an dieser Entwicklung wächst rasant. „Während der Bildungsmonitor erneut zeigen wird, wie schlecht es um unsere Bildung steht, diskutieren wir parallel über das Aus des Kulturpasses“, sagte die Geschäftsführerin der Stiftung Lesen, Sabine Uehlein. Sie sprach von einem falschen Signal. Das Gegenteil müsse passieren. „Wir müssen mehr in Kinder, Jugend und Bildung investieren – nicht weniger.“ Zuletzt war eine Einschätzung des Bundesrechnungshofs bekannt geworden, die keine Finanzierungskompetenz des Bundes sieht.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) erklärte, er nehme dies sehr ernst. Seit 2023 gibt es den vom Bund finanzierten Kulturpass mit zunächst 200 Euro, später 100 Euro. Damit konnten Jugendliche, die im entsprechenden Jahr ihren 18. Geburtstag feierten, Konzerte, Museen und Theater besuchen oder sich Bücher, Platten und CDs sowie Musikinstrumente kaufen. Kein Verständnis für ein Aus hat auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. „Der Kulturpass hat sich als erfolgreiches Angebot erwiesen, junge Menschen niedrigschwellig an Kultur heranzuführen, und sollte eher auf Jugendliche ab 16 Jahren ausgeweitet als gestrichen werden“, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs.

Überzeugende verfassungsrechtliche Gründe für die Abschaffung seien nicht erkennbar, ein solcher Schritt wäre vielmehr „ein Armutszeugnis“. Die Politik müsse der schlechten Bildungssituation entgegenwirken. Es gebe immer mehr Menschen, die nicht in der Lage seien, das Gelesene inhaltlich zu verstehen. In der letzten Pisa-Studie liege Deutschland bei der Lesekompetenz hinter Dänemark. Dort hatte die Regierung angekündigt, die Mehrwertsteuer auf Bücher abzuschaffen und einer sogenannten Lesekrise entgegenzuwirken.KNA

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