Es beginnt mit einer Fehlentscheidung. Und dass es eine ist, hatte Charlotte von Anfang an gespürt. So fängt er an, der neue Roman von Caroline Wahl. Wer deren Vita kennt, hat so das Gefühl, dass der nicht bloß eine fiktive Geschichte ist. Es ist das dritte Buch der Autorin (s. rechts). Das erste, „22 Bahnen“, ist in einer Zeit entstanden, in der sie sehr unglücklich war. Unter anderem wegen ihres Jobs als Assistentin bei Diogenes in Zürich. Eine Position, die auch die Protagonistin ihres Romans angenommen hat, in München. Ihr Chef ist ein Narzisst. Doch Charlotte mit ihrem Bedürfnis nach Bestätigung lässt sich erniedrigen, lächelt Übergriffigkeiten weg. Ein Buch über Einsamkeit, Orientierungslosigkeit. Voll Lakonie, mit popkulturellen Anspielungen. Die Nostalgie in „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ weicht einem spitzzüngigen Blick auf den allgegenwärtigen Produktivitätswahn. Am 8. Oktober liest Wahl ab 20 Uhr im Volkstheater. 089/52 34 65 5.KJK
Caroline Wahl:
„Die Assistentin“. Rowohlt Verlag, 368 Seiten; 24 Euro.
★★★★☆ Lesenswert