ALBUM

Die ganz große Sinatra-Schule

von Redaktion

Hemmungslose Romantiker wie Richard Hawley haben im Pop eine große Tradition. Der frühe Scott Walker kommt einem natürlich in den Sinn, Morrissey, Martin Fry und der späte Nick Lowe. Aber wie im Eröffnungsstück „Hold back the Night“ die Geigen schwelgen und Hawley seufzt: „Loneliness hangs in the Air“, das ist schon die ganz große Sinatra-im-September-seiner-Jahre-Schule. Hawley hatte sich als Gitarrist und Songschreiber bereits auf drei exquisiten Alben verewigt, als „Coles Corner“ 2005 erschien, das jetzt in einer Jubiläumsausgabe wieder zu haben ist. Gerade die Vinyl-Fraktion dürfte sich über die lange vergriffene Scheibe freuen. In „Just like the Rain“ perlen die Gitarren wie die Tränen des Erzählers, aber hier tönt kein Selbstmitleid, der Schmelz ist erhebend. „The Ocean“ breitet sich aus wie eine Decke, „Born under a bad Sign“ tröstet. Die Tage werden kürzer, die trauten Abende mit dem Lieblingsmenschen nahen – sie von „Coles Corner“ begleiten zu lassen, wäre nicht die schlechteste Wahl.

Richard Hawley:

„Coles Corner“ (Parlophone).


★★★★★ Hervorragend

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