Er sollte wie sein Vater und sein älterer Bruder Klaus Jurist werden. Das zumindest wünschte sich seine Mutter. Aber: „Musik ist das Leben für mich“, sagte Christoph von Dohnányi einmal (Foto: Georg Wendt). Am Samstag starb er im Alter von 95 Jahren in München. Geboren wurde er in Berlin in eine künstlerisch und politisch engagierte Familie: Sein Vater war der Widerstandskämpfer Hans von Dohnanyi, der im KZ Sachsenhausen hingerichtet wurde, seine Mutter Schwester des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der ebenfalls von den Nazis umgebracht wurde. Sein älterer Bruder war der SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi (SPD). Christoph von Dohnányi studierte zunächst Jura in München, später Dirigieren. Mit 27 Jahren wurde er in Lübeck jüngster deutscher Generalmusikdirektor. Seine Art, Musik zu machen, war geprägt durch einen scharfen analytischen Blick, durch Sachlichkeit und rigorosen Präzisionswillen. Nach ersten Erfolgsjahren an der Frankfurter Oper übernahm Dohnányi von 1977 die künstlerische Leitung der Hamburgischen Staatsoper. Dort scharte er eine Reihe von ambitionierten Regisseuren um sich. 1982 wurde er Chefdirigent des Cleveland Orchestra. 2004 kehrte von Dohnányi, der in dritter Ehe verheiratet und Vater von fünf Kindern war, als Chef des NDR Sinfonieorchesters nach Hamburg zurück. CAROLA GROSSE-WILDE