Die Wehwehchen der Stars

von Redaktion

Die französische Kultserie „Call my Agent“ gibt es ab jetzt mit deutschen Stars wie Iris Berben

In der Schauspielagentur Stern ist einiges los. Insbesondere Karin Hanczewski (4. v. re.) und Lucas Gregorowicz (3. v. li.) glänzen als zwei der Agenten. © Julia Terjung/Disney

Veronica Ferres will plötzlich Comedy machen, Iris Berben dem Kino abschwören, Kostja Ullmann wünscht sich einen Welpen zum Spielen und einen Pizzaofen am Filmset. Klingt abwegig? Genau darum geht es in der neuen Serie „Call my Agent Berlin“, die ab heute beim Streaminganbieter Disney+ zu sehen ist.

Das Prinzip ist schnell erklärt. Deutsche Filmstars – darunter Moritz Bleibtreu, Heike Makatsch, Frederick Lau und Katja Riemann – spielen sich in einer überzeichneten und ironischen Version selbst. Sie alle sind Klienten der renommierten, ebenfalls erfundenen Schauspielagentur Stern in Berlin. In den repräsentativen Hochglanz-Büros mitten in der Hauptstadt kümmern sich Agentinnen und Agenten um die Projekte, Eitelkeiten und Lebenskrisen der Promis. Gleichzeitig steht die Firma nach dem Tod ihres Gründers selbst vor der Pleite und muss neue Schauspieler anwerben. In jeder Episode taucht ein neuer Star auf, dessen Image aufs Korn genommen wird.

Wem das Konzept bekannt vorkommt: Der Zehnteiler ist ein Remake des französischen Serienhits „Call my Agent!“ Das Regie-Trio Johann Buchholz, Boris Kunz, Laura Lackmann hat sich nun also an einer deutschen Variante der Showbusiness-Satire zwischen Comedy und Drama probiert. Lohnt sie sich? Zugegeben: Die Serie braucht einige Folgen, um in Schwung zu kommen. Manches hätte noch schärfer und ironischer überspitzt werden dürfen. Wenn sich die Machtspiele und oft melodramatischen Verstrickungen der Agenturmitarbeiter mit den Wehwehchen der Stars verweben, entwickelt sich aber eine packende Geschichte, die universelle Themen der Filmbranche anspricht.

Besonders gelungen sind die Folgen mit Iris Berben und Veronica Ferres, die beide eine pointierte Serien-Version von sich mit viel Selbstironie verkörpern. Zum Beispiel, wenn Berben über das deutsche Kino schimpft („Kino und Film ist klein und hässlich geworden. Das ist alles so eng, so spießig!“). Oder wenn Ferres selbstbewusst in einem Comedy-Club auf der Bühne steht, aber niemand über ihre Witze lacht.

Weitaus mehr als um die Promi-Probleme kreist „Call my Agent Berlin“ allerdings um die Intrigen innerhalb der Agentur. Ein weiteres Plus ist daher die Besetzung der Angestellten. Allen voran Karin Hanczewski und Michael Klammer, die es als hartnäckige Agenten mit der Wahrheit über ihren eigenen Erfolg (und den ihrer Stars) nicht immer genau nehmen. Ihr Motto: „Wir improvisieren, wir lügen nicht.“ Das können sie gut.S. SZAMEITAT

Artikel 2 von 11