Von den 58 Klarinettistinnen und Klarinettisten, die beim 74. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München antraten, schafften es drei ins Finale, das am Mittwoch im gut gefüllten Herkulessaal über die Bühne ging. Die international besetzte, siebenköpfige Jury war sich rasch einig und so konnte ihr Vorsitzender, Ernesto Molinari, schon kurz nach dem Konzert die Preisträger bekannt geben: Elad Navon, 25-jähriger Israeli, gewann den mit 15 000 Euro dotierten ersten Preis. Der 22-jährige Hongyi Jiang aus China sicherte sich den zweiten Platz (10 000 Euro) und der aus St. Petersburg stammende Lev Zhuravskii freute sich über den dritten Preis (5000 Euro). Auch für die beste Interpretation des von Iris ter Schiphorst komponierten Auftragswerkes wurde Navon ausgezeichnet. Dass er überdies den Publikumspreis absahnte, wunderte niemanden, denn der Musiker aus Jerusalem hatte Aaron Coplands Konzert für Klarinette und Streichorchester mit Harfe und Klavier gewählt. Ein Prachtstück, das ihm im ersten, langsamen Satz reichlich Gelegenheit bot, lange Legato-Bögen zu spannen und bei weicher Intonation intensiv zu gestalten. Auch im zweiten Satz „Rather Fast“ trumpfte er mit Läufen, Sprüngen und enormer Treffsicherheit spielerisch, witzig und jazzig auf. Die Streicher des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Klavier und Harfe – geleitet von Sasha Scolnik-Brower – waren ihm wohl gelaunte Mitstreiter.
Mit dem sich weniger ins Ohr schmeichelnden Klarinettenkonzert von Carl Nielsen setzten sich Zhuravskii und Jiang dem direkten Vergleich aus. Beide bestachen in den vier Sätzen des Werkes durch hohe Virtuosität, ließen sich von der kleinen Trommel anfeuern und achteten auf fein dosierte dynamische Schattierungen im kontrastreichen, vom Dirigenten und den BR-Symphonikern temperamentvoll mitgestalteten Geschehen. Dabei gelangen dem Chinesen die sanften Passagen noch abgehobener, agierte er eine Spur intensiver im Ausdruck und in der Differenzierung. Großer Beifall für alle drei.G. LUSTER