Zu viel vorgenommen

von Redaktion

„In Memoriam“ im TamS-Theater

Es wird getanzt, getanzt, getanzt: „In Memoriam“ überfordert die Zuschauer. © Benjamin Schmidt

Aus und vorbei ist die Sommerpause: Zum Auftakt der neuen Spielzeit hat sich das Theater am Sozialamt – kurz TamS – das Theater et cetera eingeladen und am Donnerstagabend mit „In Memoriam. Der Mensch, das Spiel der Zeit“ Premiere im ausverkauften Haus gefeiert. Großen Themen hat sich der musikalische Leiter, Komponist und Regisseur Anton Prestele hier mit verheißungsvollem Titel verschrieben und diese anhand eines musikdramatischen Bilderbogens vom Mittelalter bis heute verhandelt.

Aller Ehren wert ist das Projekt dieses inklusiven, über ein Jahrzehnt alten Theaterensembles allemal, dessen künstlerische Leitung der unglaublich engagierte Prestele von Beginn an innehat. Hervorgegangen ist das Laienensemble aus dem Theater Apropos, das sich schon damals als Kreativstube für Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen verstand und seinen Mitgliedern einen therapiefreien Raum zur künstlerischen Entfaltung bieten wollte.

In der aktuellen Produktion hat sich das Ensemble viel vorgenommen – zu viel, ehrlich gesagt –, womit es gerade aufgrund der Flut an überwältigenden Themen ein eher dünner Abend von immerhin 90 Minuten geworden ist, die es erst mal zu füllen gilt: Man begegnet Kriegsversehrten, die mit Krück- und Blindenstock gegeneinander kämpfen, Kisten, denen malade Jungfern entsteigen, oder Jägern samt Feldstechern und Wölfen im Gepäck, die zu schlüpfrigen Dialogen ansetzen.

Berührende Momente, die den großen Fragen rund um Endlichkeit, Tod und Vergehen musikalisch und gesanglich nachgehen, gibt es, sie sind aber rar: etwa wenn Helmut Dauner einen Abschiedsbrief eines Frontsoldaten an seine Gemahlin verliest oder Rebecca Collins alte Volksweisen gesanglich neu interpretiert und eindrücklich wiedergibt. Überflüssigerweise wird „In Memoriam“ getanzt, getanzt, getanzt – Pirouetten drehend, walzend und schunkelnd bis zum Abwinken. Ein erlösender Anblick ist am Schluss die leere Bühne mit nur mehr einem einzigen sich drehenden Element: einer Discokugel, die Lichtpunkte wie schwirrende Glühwürmchen an die Wand projiziert, womit Stille eintritt. Endlich.ANNA BEKE

Nächste Vorstellungen

am 13., 14., 19., 20. September; Telefon: 089/34 58 90.

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