„United by Music“? Mit Blick auf den Streit um die Teilnahme Israels am ESC ein frommer Wunsch. © Hans Klaus Techt
Nach Irland wollen auch die Niederlande den Eurovision Song Contest (ESC) im Falle einer Teilnahme Israels boykottieren. Wenn Israel nicht im kommenden Jahr ausgeschlossen werde, nähmen die Niederlande nicht teil, erklärte der niederländische Sender Avotros. Begründet wird die Boykottdrohung mit dem „anhaltenden und schwerwiegenden menschlichen Leid“ im Gazastreifen. Zudem verwies er auf „ernsthafte Verletzungen der Pressefreiheit“ im Palästinensergebiet durch Israel sowie auf „Einmischungen“ in die Organisation des vergangenen ESC im schweizerischen Basel. Israel habe die Musikveranstaltung entgegen der Tradition „als politisches Instrument genutzt“. Beim ESC in Basel war Yuval Raphael, eine Überlebendes des Angriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023, für Israel mit dem Song „New Day will rise“ angetreten.
Am Donnerstag hatte bereits der irische Rundfunksender RTE einen ESC-Boykott angedroht und erklärt, aus seiner Sicht wäre eine Teilnahme Israels „angesichts des anhaltenden und entsetzlichen Verlusts von Menschenleben“ im Gazastreifen unverantwortlich. „Wir verstehen die Bedenken“, erklärte ESC-Direktor Martin Green. Derzeit liefen Konsultationen aller EBU-Mitgliedstaaten zu der Problematik, die Sender hätten bis Mitte Dezember Zeit mitzuteilen, ob sie im Mai in Wien dabei seien. Der ESC werde „jede Entscheidung respektieren“.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hatte bereits im Mai den Ausschluss Israels gefordert. Wie die Regierung in Dublin kritisiert auch seine Regierung regelmäßig das Vorgehen der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der ESC in Wien ist bereits die 70. Ausgabe des Musikwettbewerbs. Mit jährlich rund 170 Millionen Zuschauern ist er das größte im Fernsehen übertragene Musikereignis der Welt. ANNE-FELICITAS PETERS