Stiller Dialog mit dem Spiegel: Yolanda Dorda erkundet in ihren Bildern Frausein in verschiedenen Altern. © Y. Dorda
Farbenprächtige Auseinandersetzung mit dem Klimawandel: Skulptur von Paul Schwer. © Paul Schwer
Sagen wir nicht: Der Sommer ist schon rum. Sagen wir: Der Kunstherbst beginnt! Das klingt doch gleich viel bunter und verheißungsvoller. Wenn die Galerien wieder aufsperren, die Museen zu den ersten neuen Ausstellungen nach der Sommerfrische laden, verwandelt sich der Abschiedsschmerz von lauen Abenden an azurblauen Küsten sanft in kribbelige Vorfreude auf goldenen Herbst, Spaziergänge auch bei Regenwetter, zur Belohnung Tee und heiße Schokolade. Apropos Spaziergänge: Am besten legt man damit gleich an diesem Wochenende los. Denn in dieser Woche gibt es wieder zum Auftakt der neuen Saison einen ganzen Reigen von Ausstellungseröffnungen.
Die Galerie Wolfgang Jahn (Reichenbachstraße 47-49 Rgb.) etwa zeigt unter dem Titel „How to talk with Penguins“ Arbeiten von Paul Schwer. Wer schon einmal das fantastische Projekt STOA169 in Polling besucht hat – eine Säulenhalle, gestaltet von mehr als 120 Künstlern – kennt vielleicht Schwers transparente Säule „Antarctica“: Der Kunststoff erinnert an Erdöl – dessen Verbrennung die Erderwärmung und damit das Schmelzen der Antarktis vorantreibt. Daran angelehnt, zeigt die Ausstellung vertikal verschraubte Plexiglas-Skulpturen, deren farbige Schichtungen an barocke Faltenwürfe erinnern. Neu hinzu kommen Kleinplastiken mit metallisch spiegelnden Oberflächen, die unmittelbar auf ihre Umgebung reagieren. Zu sehen bis 31. Oktober, Mi. bis Fr. 13 bis 18, Sa. 12 bis 16 Uhr.
Im Kunstverein München (Galeriestraße 4) nimmt man derweil nicht nur Abschied vom Sommer – sondern auch vom aktuellen kuratorischen Team. Wie berichtet, endet am Ende dieses Jahres die Amtszeit von Direktorin Maurin Dietrich und Kuratorin Gloria Hasnay. Gestern eröffneten sie ihre letzte große Ausstellung: Bis 23. November zeigen sie „Shifts“, eine Einzelschau der griechischen KünstlerinIris Touliatou. Ihre als Protokolle konzipierten Arbeiten enthüllen die verborgenen Mechanismen, die Institutionen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmen, und reflektieren gleichzeitig über Affekt, Arbeit und Sprache. (Di. bis So., 12 bis 18 Uhr.)
Im Ausstellungsuniversum von Zafos Xagoraris in der Galerie Françoise Heitsch (Amalienstraße 19) steht derweil Geschichte kopf. Ab heute tummeln sich hier Figuren und Architekturen aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten – Antike trifft auf Pariser Kommune, Mythologie auf Neoklassizismus. Allen gemeinsam ist: Sie haben den Boden unter den Füßen verloren. In kleinformatigen Zeichnungen, die Künstler mit Tusche und Bleistift gefertigt hat, türmen sich horizontal liegende Gestalten auf Säulensockeln übereinander. Vernissage ist heute Abend um 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis 31. Oktober, Mi. bis Fr. 14 bis 19, Sa. 12 bis 17 Uhr.
Nicht nur im September gibt es neue Ausstellungen – für die kürzeren Tage im Oktober kann man sich jetzt schon als Lichtblick Yolanda Dordas Ausstellung in der Galerie Stephan Stumpf (Schleißheimer Straße 44) vormerken. Die spanische Künstlerin erkundet dort mit malerischen Mitteln ab 31. Oktober Themen wie Frausein, Weiblichkeit und die andauernde Suche nach Selbstfindung. Die Werke untersuchen, wie Frauen ihre Rollen im Laufe der Zeit annehmen und modifizieren. Leben ist Veränderung – gilt nicht nur für die Jahreszeiten. Do. bis Sa. 15 bis 19 Uhr. KATJA KRAFT
Neue Ausstellungen
der Münchner Galerien finden Sie bei der Initiative Open Art unter openart-munich.de.