„Der Zufall wirkt wie eine schöpferische Kraft, die unendliche Variationen hervorbringen kann, wie sie niemals durch strenge Kontrolle entstehen können“, sagt der Pionier der digitalen Kunst Miguel Chevalier, den wir gerade in der Kunsthalle München zeigen. Die kreativen Möglichkeiten des Zufalls nutzt Ernst Gamperl ebenfalls, dessen Werk noch bis 5. Oktober im Bayerischen Nationalmuseum zu bestaunen ist. Wenn auch seine Mittel ganz analog sind: Das Holz einer vom Sturm entwurzelten uralten Eiche bearbeitet er äußerst versiert mit der Drechselmaschine – allerdings unüblicherweise in noch feuchtem Zustand. Im folgenden Trocknungsprozess wellen, reißen, brechen die hauchdünnen Gefäßformen. Erst dadurch entstehen unvorhergesehene Meisterwerke poetischer Lebendigkeit. Über meinen Vater, der wie Gamperl eine Schreinerlehre genossen hat, habe ich die Holzverarbeitung lieben gelernt. Ich bewundere diesen Künstler dafür, wie er das uralte Handwerk für unsere Zeit transformiert hat. Seine Ausstellung darf niemand verpassen.ROGER DIEDEREN (DIREKTOR DER KUNSTHALLE MÜNCHEN)