KONZERT IN DER GALERIE ARTOXIN

Das Leben ist Improvisation

von Redaktion

Eines der ungewöhnlichsten München-Gastspiele des Jahres: Die 74-jährige New Yorker Avantgarde-Ikone Elliott Sharp las in der Haidhauser Galerie arToxin aus seinem im November erscheinenden Buch „Feedback: Translations from the IrRational“: Gedanken zum Wesen der Improvisation, eine bizarre Tour-Episode auf einem sizilianischen Flughafen, pop-referenzielle gewitzte Überlegungen zur Ernährung der Zukunft. Zwischen Philosophischem und Anekdotischem streute er freie Improvisationen auf der Gitarre ein: fremdartig, fragmentarisch anmutende Klangsplitter unter Zuhilfenahme diverser Effektgeräte, getreu dem selbst zuvor geäußerten Motto: „Improvisation ist wie das Leben, das Leben ist Improvisation: Es bringt nichts, bewusst nach Perfektion zu streben.“ Höhepunkt aber war die zweite Hälfte des Auftritts, die von Sharp selbst so genannten „Blues-Abstraktionen“. Rund 40 Minuten nonstop spielte Sharp mit Blues-Formen und -Klischees, dekonstruierte sie und setzte sie quasi kubistisch neu zusammen. Das Vertraute war noch erkennbar, erforderte aber einen neuen Blickwinkel, die Tradition wurde zitiert und radikal erneuert: nicht perfekt, aber meisterhaft.RUN

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