NACHRUF

Der „Spaceman“ ist zurück im All

von Redaktion

Wo Rauch war, war Ace Frehley. Der Kiss-Gitarrist nannte sich auf der Bühne „Space Ace“ oder „Spaceman“. © AFP

Print wirkt. In der New Yorker Wochenzeitung „The Village Voice“ erschien Anfang der Siebziger eine Kleinanzeige. „Leadgitarrist gesucht. Mit Protz und Begabung. Album erscheint in Kürze. Bitte keine Zeitverschwender. Paul“. Inseriert hatte Paul Stanley – auch im Auftrag von Gene Simmons und Peter Criss. Das Trio suchte einen Gitarristen für seine Band Wicked Lester.

Ace Frehley meldete sich bei den dreien – warum nicht? Er war begabt. Geboren in eine musikalische Familie, hatte er seine erste Gitarre mit 13 bekommen; das Spielen brachte er sich dann einfach selbst bei. Er hasste Zeitverschwendung. Und das mit dem Protz hatte er sowieso drauf. Das zeigte er nicht nur in seinen exaltierten Soli, sondern auch auf der Bühne. Im Januar 1973 änderten die vier Burschen den Bandnamen in Kiss – der Rest ist Rock’n’Roll-Geschichte. Und zwar eines der erfolgreichsten Kapitel.

Am vergangenen Donnerstag ist Ace Frehley im Alter von 74 Jahren im Kreis seiner Familie in Morristown im US-Bundesstaat New Jersey gestorben.

Songs wie „Rock and Roll all Nite“, „I was made for lovin’ You“ und „God of Thunder“ tun es unbedingt. Kiss würdigten ihr Gründungsmitglied als „unersetzlichen Rock-Soldaten“. Doch gab es schon derbere Tonlagen in den Gesprächen zwischen den Musikern.

Die Gruppe wurde nach ihrem ersten Album 1974 durch ihre Shows, durch ihr Make-up, die exzentrischen Outfits mit hohen, sehr hohen Plateau-Stiefeln und mit eingängigem (Glam-)Rock ein weltweit florierendes Unternehmen. Bei den KissKonzerten verwandelte sich Frehley, der Hendrix, Beck und Townshend zu seinen Vorbildern an der Gitarre zählte, zu „Space Ace“ oder auch zum „Spaceman“ – einem „fremden Besucher vom Planeten Jendell“. Tatsächlich berichtete er selbst jenseits der Bühne irgendwann davon, dass er mehrmals von Außerirdischen entführt worden sei. Es mag allerdings durchaus sein, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen diesen Aussagen und all dem Alkohol und den Drogen, die er konsumierte. Dies und kreative Differenzen führten 1982 zu seinem Ausstieg bei Kiss.

Der Gitarrist trat danach solo auf und gründete die Band Frehley’s Comet, die eine Reihe erfolgreicher Alben produzierte. Im Jahr 1995 landete der „Spaceman“ wieder bei Kiss, wo er in der Zwischenzeit von Tommy Thayer ersetzt worden war. 1998 gingen die vier Gründungsmitglieder noch einmal gemeinsam ins Studio und spielten „Psycho Circus“ ein. Nach Frehleys Tod meldete sich Kiss-Bassist Gene „The Demon“ Simmons bei X zu Wort: „Niemand kann Aces Vermächtnis antasten.“ Da ist was dran.MICHAEL SCHLEICHER

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