Die Mannschaft ist der Star

von Redaktion

Johnathan Blake bringt mit seinem Quintett brodelnden New-York-Jazz in die Münchner Unterfahrt

Regelmäßige Jazzkonzertgänger in und um München kennen Johnathan Blake seit Jahren als einen der dynamischsten und vielseitigsten Schlagzeuger an der Seite von Stars wie Maria Schneider oder Chris Potter. Nun konnte der gefragte Rhythmiker in der Unterfahrt erstmals ein eigenes, nicht nur auf dem Papier exzellent besetztes, sondern auch so aufspielendes Quintett vorstellen. Möglich war dies nicht zuletzt deshalb, weil Blake im vergangenen Jahr einen der begehrten, auskömmlich dotierten Kompositionsaufträge der New Yorker Veranstaltungsinstitution The Jazz Gallery ergattern konnte.

„My Life matters“ hat Blake den daraus resultierenden Kompositionszyklus mit unmissverständlichem Bezug genannt, weil, wie der 49-jährige Afroamerikaner gleich zu Konzertbeginn sagt, man immer wieder betonen müsse, „dass wir alle derselben Rasse angehören: der menschlichen Rasse“.

Blakes Stücke sind geschickt mit Steigerungskurven und retardierenden Momenten spielende Rahmungen für die improvisatorische Fantasie seiner Mitspieler. Während man Saxofonist John Ellis, Bassist Ben Street und den gelegentlich mittels Elektronik dezent und effektvoll den Klang seines Flügels verändernden Kubaner Fabian Almazan schon zu den bewährten Stammkräften zählen darf, ist der temperamentvolle junge Vibrafonist Jalen Baker eine echte Entdeckung.

Blake selbst versteht es, das Komplexe selbstverständlich und das Einfache, etwa einen simplen Viervierteltakt, aufregend neu klingen zu lassen, ohne sich je in den Vordergrund zu spielen. Der Star ist die Mannschaft an diesem Abend mit vor Spielfreude und Energie brodelndem, typischem New-York-Jazz – mitten in München.REINHOLD UNGER

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