Drei auf Augenhöhe

von Redaktion

Anne-Sophie Mutter mit Yefim Bronfman und Pablo Ferrández in der Isarphilharmonie

Wenn man Anne-Sophie Mutter glaubt, dann hat sie das Münchner Publikum „selten so animiert erlebt“ wie an diesem Abend in der Isarphilharmonie. Und die Frage nach dem Warum ist für sie schnell beantwortet: „Es muss an meinen beiden Kollegen liegen!“ Wobei diese sympathische Tiefstapelei nicht darüber hinwegtäuscht, dass auch sie selbstverständlich einen nicht ganz unwesentlichen Anteil am Gelingen des Konzerts hatte.

Obwohl ihr Glamour-Image nach wie vor intensiv gepflegt wird, herrscht bei Mutters Konzerten stets ein kollegiales Miteinander. Und es ist natürlich zu spüren, dass sie und Pianist Yefim Bronfman hier nicht das erste Mal gemeinsam musizieren, sondern sich kennen, schätzen und respektieren. Auf Augenhöhe begrüßen die beiden auch Pablo Ferrández als Vertreter der jungen Generation. Der warme Klang seines Cellos mischt sich in Beethovens „Erzherzogtrio“ ideal mit Mutters elegisch singender Geige, während Bronfman im ersten Satz manchmal noch etwas zu viel Präsenz zeigt. Aber bereits im federnden Scherzo ist die Balance endgültig gefunden und der Boden bereitet für den von Ferrández angeführten dritten Satz, der sich zum emotionalen Herzstück der Interpretation entwickelt.

Endgültig perfektioniert hat man den Dialog in Tschaikowskys Trio op. 50. Insbesondere im zentralen Variationen-Satz, der allen dreien noch einmal Gelegenheit gibt, individuelle Stärken auszuspielen. Sei es mit den pointierten Pizzikato-Einwürfen in der Nr. 3 oder beim bewegenden Walzer, in dem man sich gegenseitig hochschaukelt. Gerade Mutter riskiert da immer wieder auch zart hingetupfte Töne, von denen man nur hoffen kann, dass sie auch im oberen Rang des Saals zumindest noch als Ahnung ankommen. Wäre das Programm im intimeren Prinzregententheater besser aufgehoben gewesen? Wahrscheinlich. Aber dann hätte man eben gut ein Drittel der jubelnden Fans nach Hause schicken müssen. Und das will garantiert auch niemand.TOBIAS HELL

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