Lieblicher als Küsse

von Redaktion

„Caffee, Cantate & Co.“ im Hofspielhaus

Bachs „Kaffeekantate“ mit Anna-Magdalena Perwein und Luca Gotti. © V. Eckbauer

Als Johann Sebastian Bach 1734 seine weltliche Kantate „Schweigt stille, plaudert nicht“, besser bekannt als „Kaffeekantate“, komponierte, schrieb man dem Kaffee schlimme Dinge zu. In höchstem Maße aufputschend solle das dunkelbraune Gebräu sein. Und wer erst derart durch ein Getränk in Wallung gebracht werde, für den sei der Weg zum Putschisten und Revolutionär nicht weit. Dachte man, und so mühten sich die Regierenden nach Kräften, den „Türkentrank“ zu verunglimpfen. Funktionierte natürlich nicht. Die Kaffeehauskultur war nicht aufzuhalten, und die eigens dafür erschaffene Musik ebenso wenig. Die Aufführung der Bach‘schen Kaffeekantate bildet den ersten Teil des beschwingten Abends „Caffee, Cantate & Co.“, den Regisseur und Schauspieler Dominik Wilgenbus im Rahmen des Münchner Bachfests fürs Hofspielhaus einrichtete.

Der samtig klingende Tenor Luca Gotti gibt mit viel Humor den Erzähler, Bariton Torsten Frisch schimpft sich als brummiger Vater durch die Arien, und Anna-Magdalena Perwein schwärmt mit glasklarem Sopran als Tochter Liesgen von ihren „drei Schälchen Coffee am Tag“, die ihr „lieblicher als tausend Küsse, milder als Muskatenwein“ schmecken würden. Kein Wunder, dass sie lieber mit den Freundinnen im Kaffeehaus sitzen will, als sich vom weltfremden Vater einen Ehemann aussuchen zu lassen.

Begleitet wird die wie eine Mini-Oper gestaltete Kantate des passionierten Kaffeetrinkers Bach und seines Librettisten Christian Friedrich Henrici alias Picander von einem schwungvoll und souverän aufspielenden Musikantentrio: Stellario Fagone am Flügel, Anton Roters an der Geige und Thomas Wollenweber am Cello. In der charakteristischen, charmanten Hofspielhaus-Enge testet Wollenweber vor Beginn noch rasch, wie dicht die Zuschauer um ihn herum sitzen dürfen, wenn er mit seinem Cello-Bogen ausholen möchte.

Nach der obligatorischen Kaffee- und Kuchen-Pause geht es mit thematisch passenden Texten, Gedichten und Liedern weiter. Perwein, Gotti oder Frisch singen entsprechende Schlager aus den Zwanzigern oder Siebzigern. Dominik Wilgenbus erzählt dazu kleine Anekdoten oder rezitiert Kaffeehaus-Literatur von Peter Altenberg, Henry Benrath, Kurt Tucholsky oder Erich Kästner. Zwei herrlich belebende Stunden – die angesichts der koffeinhaltigen Pausenverpflegung sinnvollerweise künftig immer am Nachmittag stattfinden werden.ULRIKE FRICK

Weitere Vorstellungen

am 25. Oktober, 9., 16. und 23. November; hofspielhaus.de.

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