Regisseur Marcus H. Rosenmüller spricht über „Pumuckl und das große Missverständnis“. © Preiss / dpa, Constantin Film
Das Reptil ist mir zu viel: Pumuckl beargwöhnt die Schildkröte in seinem Bett.
Noch eine knappe Woche, dann klabautert der Pumuckl über die Kino-Leinwände: Der Kobold fährt mit Meister Eder aufs Land, lernt dort Traditionen wie das Maibaumfest und ein paar Tierfreunde kennen. Klar geht das alles nicht nur harmonisch ab… Die Regie führte Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt ist länger tot“), den wir gefragt haben, was er an dem rothaarigen Frechdachs so mag.
Herr Rosenmüller, was begeistert Sie am Pumuckl?
Dass er die Energie mitbringt, die man für einen interessanten Film braucht: Da ist Spaß drin, da haben die großen Themen Platz wie Eifersucht und Liebe, und es gibt viele Slapstick-Möglichkeiten, weil der Pumuckl ja immer aktiv ist und irgendwas runterwirft oder Chaos veranstaltet. Das ist für jemanden wie mich, der Vaudeville, Buster Keaton und Stan Laurel & Oliver Hardy gern mag, ein gefundenes Fressen. Ich liebe es, wenn plötzlich irgendwo Chaos ist.
Die Themen und Emotionen sprechen ja auch die Erwachsenen an. Haben Sie die beim Dreh immer mitgedacht?
Eher so rum: Ich denke das Kind immer mit, weil der Erwachsene auch als Kind noch besteht. Das Kind ist immer da, das Erwachsene kommt dazu und überdeckt das Kind. Manchmal können wir ein bisschen graben und das Kind wieder freischaufeln.Und deswegen funktioniert es vielleicht, dass man als Erwachsener an die Philosophien von Pumuckl andockt, weil man spürt: Hey, das ist eigentlich das, was ich einmal wollte!
Können Sie sich noch erinnern, was der Pumuckl Ihnen als Kind gezeigt hat?
Ja, seine Weltsicht: eben dieses Lustige, das er stets in sich trägt, und das entlarvend Ehrliche. Im Pumuckl sieht man ja das, was unterdrückt wird – man soll keine Süßigkeiten essen, man darf nicht egoistisch sein, man muss Regeln einhalten. Der Pumuckl will sie brechen, und das macht er so fröhlich und so unverblümt mit einem „Ja, seht, davon geht die Welt nicht unter“. Man schämt sich weniger, wenn man ein Vorbild wie den Pumuckl hat. Und glaubt ein bisschen an die Leichtigkeit des Seins.
Obwohl es zwischendurch im Film ja auch ein bisserl traurig wird.
Ja, da sind echte Gefühle drin im Film: Eifersucht, Liebe, der Anspruch auf Freundschaft und dass man der Mittelpunkt einer Freundschaft ist. Wir kapieren mit dem Pumuckl, dass Liebe aber auch bedeutet, dass man dem anderen Freiraum geben muss. Das ist ein großes Thema, verpackt in einer Abenteuergeschichte, in der es spannende, traurige wie lustige Elemente gibt.
Welches Element war die größte Herausforderung?
Das ist immer, wenn es so etwas wie Physical Comedy gibt, also Slapstick inszeniert werden muss. Dann rennt einem die Zeit weg, weil man weiß, man braucht gute Anstrengungen. Das Szenenbild, die Spezialeffekte, die Stunts müssen funktionieren: Es gibt viele Gewerke, die verzahnt werden müssen.
Zum hochkarätigen Cast gehört auch eine kleine Nebenrolle des Opernstars Jonas Kaufmann, der sich selbst spielt. Wie ist das, wenn man bei Menschen wie ihm anruft? Sind alle sofort mit im Boot?
Pumuckl ist eine Marke, die jeder mag, die Kult ist und sympathisch. Da will man gerne dabei sein. So war es auch bei Jonas Kaufmann. Die Überlegung war: Wir haben in München einen der größten Tenöre der Welt – vielleicht haben wir ja eine Chance, weil der Pumuckl Türen öffnet? Und so war es.
Ein Teil des Films spielt im Nationaltheater, wo Sie selbst schon einmal eine Oper inszeniert haben. Was fasziniert Sie daran?
Ich mag die Welt der Oper so sehr, weil es so eine tolle Mischung ist aus Handwerksberufen, Kunst und ganz wilden Leuten. Die Oper hat etwas Edles, einfach Großartiges, aber auch etwas Gediegenes und ist natürlich ein Ort, wo jemand, der schüchtern oder bescheiden ist, nichts auf der Bühne zu suchen hat. Diese Gegensätze ziehen sich an. Auch deswegen war das ein toller Schauplatz.
Überhaupt spielt die Musik im Film eine große Rolle.
Musik ist die direkteste Quelle der Emotionen. Wenn ich dir ein Musikstück vorspiele und sage, so fühle ich mich gerade, dann weißt du sofort, ob ich traurig, nachdenklich oder lustig bin. Zum Pumuckl, finde ich, passt genau das, was ich an der Oper zuvor inszeniert hatte, Rossini, da ist so eine tolle Lebenseinstellung, so eine Lust drin. Oder andersherum: Der Pumuckl hat eine Energie wie eine Rossini-Oper.
Sie verwenden ja auch zum Teil Rossini-Musik im Film.
Ja, aus „Aschenputtel“. Unser Komponist Michael Regner hat sie mit Blasmusik variiert. Das ergibt einen guten Drive. So wie der Pumuckl.