Es rappelt in der Beziehungskiste

von Redaktion

Unentschlossen: „Schuhe, Taschen, Männer“ in der Komödie im Bayerischen Hof

Erklärungsbedarf: Tessa (Sabrina Ascacibar, li.), Ralf (Bernhard Bettermann) und Nadine (Cheryl Shepard).

Abgeschlafft: Eric (Tino Führer, li.) und Rainer (Matthias Unruh) im Stück „Schuhe, Taschen, Männer“. © Oliver Fantitsch

Wer schläft hier eigentlich mit wem? Und ist ein Trauschein dafür Voraussetzung oder doch eher ein Argument für einen Seitensprung? So in etwa lauten die zentralen Fragen, die man sich bei der jüngsten Premiere der Komödie im Bayerischen Hof stellt. Der Titel „Schuhe, Taschen, Männer“ geht dabei aufs Konto von Tessa. Einer hauptberuflichen Millionärstochter und Mode-Fetischistin, die wieder mal von einem ihrer Lover verlassen wurde und sich nun ausgerechnet von Ex-Mann Ralf trösten lassen will. Was an sich schon absurd genug wäre. Doch Ralf hat in der Zwischenzeit mit seiner Jugendfreundin Nadine angebandelt, deren Noch-Ehemann Eric wiederum auch mal eine Affäre mit Tessa hatte.

Keine Angst, am Ende ist der Text von Autor Stefan Vögel doch nicht so zotig-schlüpfrig, wie man nach dieser Einleitung vermuten könnte. Es ist vielmehr eine Produktion, die sich oft nicht entscheiden kann, ob sie nun flapsig plappernde Komödie sein will oder doch eher schwarzhumoriges Beziehungsdrama. Denn nach der Pause entwickelt der Text durchaus Ambitionen, ein wenig tiefer im Seelenleben der Protagonisten zu graben. Trotzdem bleibt vor allem ein Satz auf der Bühne im Gedächtnis: „Ihr seht alle so frustriert aus. So gar nicht entspannt.“

Wirklich knistern will es zwischen den Charakteren nämlich nur selten. Was einen dann doch wundert. Immerhin standen Bernhard Bettermann und Cheryl Shepard über Jahre „In aller Freundschaft“ zusammen vor der Fernsehkamera und haben sich auch in Heiner Müllers „Quartett“ gemeinsame Theater-Sporen verdient. Doch als Ralf und Nadine stehen sie sich in dieser Inszenierung von Ute Willing leider allzu oft mit hängenden Armen gegenüber und mühen sich mit den teilweise arg gespreizten Dialogen.

Am besten zieht sich Sabrina Ascacibar aus der Affäre. Zwar hat auch sie als Tessa vor allem eine eindimensionale Comic-Figur zu spielen. Aber das tut sie mit Überzeugung und Mut zur Übertreibung. Auch für Autor Stefan Vögel war die selbst ernannte Männer-Expertin und Stil-Ikone ganz offensichtlich seine Lieblingsfigur, der er immer wieder skurrile Lebensweisheiten in den Mund legt.

Tessa kennt sich aus und weiß, dass hochhackige Manolos oder eine Handtasche von Chanel in jedem Alter und zu jeder Konfektionsgröße passen. Wohingegen Männer, die in Größe S geheiratet wurden, oft dazu neigen, sich in Richtung XL auszudehnen. Wohlplatzierte Spitzen, die im Saal bei beiden Geschlechtern für Schmunzeln sorgen. Doch viele andere Pointen kündigen sich oft schon meilenweit im Voraus an und sind so bereits verpufft, bevor sie endgültig landen.

Richtig in Schwung kommt die Sache eigentlich erst, als kurz vor Schluss ein Joint herumwandert. Wodurch dann die hanseatischen Wurzeln von Tino Führer aufblitzen, die dem reumütigen Fremdgeher Eric plötzlich eine wohltuende Ehrlichkeit verleihen. Vielleicht finden sich im Laufe der Spielserie ja noch andere Methoden, um das Ensemble etwas lockerer zu machen. Dann würde der Funke vielleicht auch mehr aufs Publikum überspringen. Fans der TV-Stars sollten sich jedenfalls bald um Karten kümmern. Denn auf Zusatzvorstellungen, wie zuletzt beim Überraschungshit „Achtsam Morden“, wird man diesmal wohl nicht spekulieren können.TOBIAS HELL

Weitere Vorstellungen

bis 23. November täglich außer montags (und 16./18. November). www.komoedie-muenchen.de.

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