Ganz nah bei ihr

von Redaktion

Joya Marleen stoppt auf ihrer Clubtour im Münchner Ampere

Betörend: Joya Marleen und ihre Band spielen ein zauberhaftes Konzert im Muffatwerk. © Brack

Geschmeidig bewegt sich die ältere Dame im Takt der Musik. Mit geschlossenen Augen zeichnet sie Figuren in die Luft, lässt dabei die Hüften kreisen. Und ist hier, in der letzten Reihe des Münchner Ampere, ganz bei sich. Vorne auf der Bühne, umgeben von Efeuranken und flackernden Kerzen, steht in einem schwarzen Kleid die junge Frau, die die Melodien dazu singt.

Ob Joya Marleen die Frau aufgefallen ist, die tanzt, als könnte niemand sie sehen? Vermutlich nicht, aber gefallen hätte es der 22-jährigen Schweizerin bestimmt. Als sie einer Gruppe junger Frauen in der ersten Reihe das Mikro hinhält, singen die ohne zu zögern mit. Und retten den Anfang von „Nightmare“, den die Sängerin vor Lachen nicht singen kann. Nicht, dass Joya Marleen stimmliche Unterstützung bräuchte. Ihre Bandbreite ist beeindruckend: tief und rauchig-betörend, hell und klar in den Höhen, zart und kraftvoll, laut wie leise, immer auf den Punkt. Es scheint keine Facette zu geben, die diese Stimme nicht bedienen kann.

Und das, obwohl sie gerade eine Erkältung auskuriert, wie sie erzählt. „Es kann sein, dass mir die Stimme wegbricht, aber das klingt sehr lustig, ich hoffe fast, dass es passiert“, sagt Joya Marleen und grinst. München ist der vorletzte Stopp ihrer Tournee, „und das ist unendlich schade, ich würde gern einfach weitertouren“. Der Auftritt macht ihr Spaß, sie tobt sich auf der Bühne aus, die sie mit ihrer dreiköpfigen Band teilt. Und mit Mimi.

Für ihre Clubtour hat sich Marleen passenderweise eine „The Voice“-Siegerin als Vorgruppe gesichert. Mimi ist ein Teil von „Mimi & Josy“, die 2019 „The Voice Kids“ gewannen. Sie eröffnet das Konzert mit einem wundervollen Akustikset voller samtiger Popsongs. Und passt damit nicht nur stimmlich perfekt zu Joya Marleen, deren Songs ebenfalls vom Leben junger Frauen und deren Sehnsüchten erzählen. Wobei die Schweizerin sehr soulige und eben auch tanzbare Lieder schreibt.

Der intime Charakter dieses Konzerts macht dann auch einen besonderen Moment möglich: Für die Zugabe kommen Künstlerin und Band ins Publikum, umringt von den Fans und deren Handylichtern performen sie einen der letzten Songs des Abends. Dass man ihr so nah sein darf, gibt es nur bei Konzerten dieser Art. Auf denen man wie die Dame in der letzten Reihe nicht nur nah an die Künstlerin herankommt. Sondern auch ganz bei sich sein kann.KATHRIN BRACK

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