Mischt virtuos Witz und Tragödie: Helene Bockhorst, bekannt etwa durch die Amazon-Sendung „LOL.“ © Lustspielhaus
Bloß nicht lachen! Das hat bei Helene Bockhorst in Michael „Bully“ Herbigs Kicherknast „LOL“ im vergangenen Frühjahr mittelgut funktioniert. Sie wurde Fünfte. Bei der ausverkauften Show der Hamburger Komikerin im Münchner Lustspielhaus hatte das Lachverbot jetzt aber endgültig keine Chance mehr. Die Frau mit dem bunten Skifahrer-Abfahrtsanzug als Markenzeichen unterhielt und irritierte ihr Publikum gleichermaßen. Genau das ist die Absicht bei ihrem Mix aus Comedy und Tragedy.
Erst vor zwei Wochen hatte Helene Bockhorsts viertes Solo-Programm „Lebefrau“ Premiere. Die Münchnerinnen und Münchner schauten also zum idealen Zeitpunkt bei ihr herein, wie sie verriet: „Ich kann schon fast den ganzen Text – ich bin aber noch nicht so routiniert, dass mir alles egal ist.“ Trotzdem denkt sie bisweilen noch über die finale Gestaltung ihres Auftritts nach: „Das ist so ’ne Stelle, die würde ich später rausstreichen aus dem Programm.“
Ganz schüchtern, beinahe verklemmt wirkend, mischt die 37-Jährige absurde Kalauer über Gurkenwasser am Münchner Flughafen, Nasenpickel von Diktatoren und die galoppierende DönerpreisInflation mit persönlichen Abgründen.
Mal fragt sie gewitzt, ob man sich in die vegane Küche „reinfuchsen“ kann – und mal berichtet sie schonungslos offen von jahrelanger Therapie und Schicksalsschlägen. Mental, so ihre aktuelle München-Spezialerkenntnis, fühlt sie sich bisweilen „so instabil wie die Eisbachwelle“.
Helene Bockhorst ist der neue stille Star der deutschen Comedy, die mal amüsiert und mal konsterniert. Eben LOL: lustig oder labil? Ganz bestimmt beides.JÖRG HEINRICH