Gigantische Mitmach-Party

von Redaktion

Die bekannteste unbekannte Band: SDP zweimal in der Olympiahalle

Ewig jugendlich: SDP gaben Vollgas. © Martin Hangen

Am Ende entscheidet das Applausometer. Ein „hochkomplexer Apparat und selbstgebaut“, wie Vincent Stein erklärt. Hereingerollt kommt ein überdimensionales Gerät mit ebenso überdimensionalem Mikrofon. Der Zeiger schlägt nach Applaus-Lautstärke bis zum Prädikat „galaktisch“ aus. Nun darf das Publikum erjubeln, welchen alten Song SDP performen sollen. „F.I.C.K.D.I.C.H.“ soll es sein, zudem fällt die Wahl auf „Deine Freundin“. Dabei muss das Duo aus Berlin sein Publikum am Freitag nicht zum Jubeln und Feiern auffordern. Tausende sind gewillt, ihren „guten schlechten Vorbildern“ mit voller Kraft und Lautstärke zu folgen.

Zwei ausverkaufte Konzerte spielten SDP am Wochenende in der Olympiahalle. Während München im Nebel versinkt, geht es in der Halle heiß her. Es braucht gar nicht viel, um die Fans auf der „Die wollen nur spielen“-Tour der „bekanntesten unbekannten Band der Welt“ mitzureißen: eine energiegeladene Band, eine schlichte Bühne, ein paar riesige Gummitiere, ein bisschen Feuer, einen Hauch Konfetti. Und die Springteufel Vincent Stein und Dag Kopplin, natürlich. 2024 feierten die beiden scheinbar Ewigjugendlichen ihr 25-jähriges Bandbestehen. Bitte? Wenn man sie zweieinhalb Stunden lang über die Bühne spurten sieht, wenn man sie wie von Sinnen springen sieht, zwei 42-jährige Jungs in Muskelshirt, Shorts, Chucks und Vans, drängt sich schon die Frage auf, in welchem Jungbrunnen SDP vor ihren Konzerten baden. Wobei das Publikum nicht weniger aufgeladen ist.

Für „Unikat“, „Viva la Dealer“ und „So schön kaputt“ heben SDP ab und performen auf ihrem „fliegenden Teppich“, dessen Stabilität sie durch Hüpfen unter Beweis stellen. Während Vincent den Weg durchs Publikum zurück zur Bühne wählt, schwebt Dag auf einem Podest ein, während er ein passend schwindelerregendes Solo in die E-Gitarre schrammelt. Später tauchen sie auf den Rängen im Scheinwerferlicht auf und spielen „Wie viele Lieder muss ich noch schreiben?“.

Schon bei der Wahl ihrer Vorband haben SDP den Geschmack ihres Publikums gut hörbar getroffen. Elif, die ihre türkischen Wurzeln und deutschen Pop verbindet, bringt die Fans nicht nur zum Mitsingen, sondern auch zum Tanzen. Logisch, dass SDP sie für das Silbermond-Cover „Symphonie“ und „Mama hat gesagt“ erneut auf die Bühne holen. Dann wird es kurz ein bisserl ruhiger auf dieser Riesen-Party, dann ist Zeit zum Verschnaufen.

SDP sind auch ohne Stunts live ein Ereignis. Die Songs, mehrheitlich Partykracher, die alle mitsingen können, tun ihr Übriges. Die La-Ola-Wellen rollen über Ränge und Arena, am Ende hält es wirklich niemand mehr auf den Sitzen, wenn „Die Nacht von Freitag auf Montag“ der Party die Kater-Krone aufsetzt. Ein Applausometer hätte es für den Schlussapplaus zwar nicht gebraucht, aber der war am Freitagabend mindestens „galaktisch“.KATHRIN BRACK

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