Einfach zauberhaft: der Eislauf der Bachelorklassen in Frederick Ashtons „Les patineurs“. © Marie-Laure Briane/Bosl-Stiftung
Was für ein grandioses Fest, diese Herbstmatinee der Heinz-Bosl-Stiftung! Das ausverkaufte Münchner Nationaltheater im Applausrausch. Wie auch nicht bei diesen so wunderbar tanzenden jungen Menschen! Technik verwandelt sich hier in lustvoll schwebende Bewegung, in spielerische Eleganz. War dieses ganz besondere Programm die Inspiration? Jedenfalls erlebte man das Bayerische Junior Ballett München (BJBM) wie auch die Ballettakademie der Münchner Hochschule für Musik und Theater in olympischer Hochform.
Die Bachelorklassen 2 und 3 verzaubern schon gleich in Frederick Ashtons „Les patineurs“ (1937). Wie Ashton, Jahrgang 1904, gleich am Anfang seiner Karriere das Schlittschuh-Laufen zu Giacomo Meyerbeer einfallsreich in Tanzbewegung „übersetzte“ hat auch heute noch seinen Charme.
Überraschend faszinierend Hans van Manens „Unisono“, entworfen 1978 in Den Haag mit Studierenden des Königlichen Konservatoriums. Zu Haydn und Bach bewegen sich hier über die gesamte Bühne drei Bachelor-Klassen sowie Grund- und Vorstufe. Und zwar gemessen schreitend und posierend in Pulk-, Reihen- und Kreisformationen, dabei mit einer berührenden Konzentration und inneren Stille. Ein großes Lob für die Einstudierung von Gabriela Nicolescu und Maximiliane Hierdeis.
Vom BJBM, durchgehend in Superform, dann drei Stücke in modern zügigem, scheinbar lässigem, aber technisch verdammt anspruchsvollem Stil: „Intuition Blast“ (1998) von Ralf Jaroschinski ist der „Mordsspaß“ zweier Geschäftsfreunde in Hemd und Krawatte, die mal die Alltagsanspannung rauslassen in jazzigem, hiphopigem und komödiantisch getöntem Zweikampf – und das zu Tschaikowski! „The New 45“ (2012) von Richard Siegal für zwei Paare erlaubt jazzige Körperbefreiung. Zu Benny Goodman und Harry Belafonte dürfen alle Glieder frei schlenkern. Was aber eben viel Körperbeherrschung verlangt.
Technik hoch 3 schließlich bei Jorma Elos „Slice to Sharp“ (2006 für das berühmte New York City Ballet) zu den Barockkomponisten Vivaldi und Franz von Biber. Elo mischt klassische Eleganz und freie zeitgenössische Bewegungen. Positionen kippen, Pirouetten schleudern. Und alles flirrt in Ultratempo vorbei. Das Publikum hat Mühe, die dahinflitzenden Körper optisch einzufangen. Also ein Choreo-Glanzstück, geehrt mit dem Prix Benois de la Danse. Man wird es sich garantiert noch mal in einer Bosl-Matinee anschauen.MALVE GRADINGER
Weitere Vorstellung
16. November, 11 Uhr. Tickets unter 089/ 21 85 19 20.