Das Omer Klein Trio: Der Namensgeber (Mitte) mit Schlagzeuger Amir Bresler (li.) und Bassist Haggai Cohen-Milo. © Yvonne Schmedemann
Vielseitigkeit steht bei Omer Klein an oberster Stelle. Das merkt man bereits bei einem Blick in den dicht gefüllten Terminkalender des Jazz-Pianisten. Hier finden sich neben Solo-Auftritten und Kollaborationen mit den großen Namen des internationalen Jazz ebenso Ausflüge in die Klassik. In München war er zuletzt unter anderem im Bergson Kunstkraftwerk zu erleben, wo er auf das Aris Quartett traf. Ein Abend, an den er sich gern zurückerinnert. Und natürlich schwingt im Gespräch bereits die Vorfreude mit, sich diesen Freitag an gleicher Stelle mit seinem bestens eingespielten Trio von einer anderen Seite zu zeigen.
„In einem Club hat man natürlich die Nähe zum Publikum, aber ich bin trotzdem froh, dass München mit dem Bergson jetzt eine weitere Adresse für Jazz hat, weil in diesem Raum auch andere Dinge möglich sind. Vom Duo bis zum Kammerorchester. Unter vier Augen kann man tiefgründige Gespräche führen, die in einer größeren Gruppe nicht möglich sind. Aber Gemeinschaftserlebnisse haben eben auch eine ganz besondere Kraft. Wenn man sich den neuesten Blockbuster in einem voll besetzten Kino ansieht oder ein Fußballspiel zusammen mit anderen Fans erlebt.“ Klein schätzt die Abwechslung. Weshalb es nicht wundert, dass fürs Frühjahr bereits ein weiterer Auftritt mit seinem neuen Sextett „The Poetics“ angekündigt ist. Projekte, mit denen sich quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen. Denn zum 1. Oktober trat Omer Klein seinen Dienst als Professor an der Hochschule für Musik und Theater an und hat damit ab sofort ein festes Standbein an der Isar.
Ja zu sagen, ist ihm bei diesem Angebot nicht schwergefallen: „München ist eine Stadt, in der ich viele Freunde habe, in der man gut essen kann und kulturell unglaublich viel geboten ist.“ Vor allem aber sei es für ihn an der Zeit gewesen,auch etwas zurückzugeben und der nächsten Generation jene Dinge zu vermitteln, die ihm seine Lehrer mit auf den Weg gaben. Privat und in Meisterkursen hat Klein bereits unterrichtet. Aber die neue Position bringt für den 43-Jährigen natürlich ganz andere Herausforderungen mit sich. „Ich mag es, was das Unterrichten mit mir selbst macht. Ich habe selbst über Jahrzehnte meine Idole gehört und für mich analysiert. Aber um das weiterzugeben, muss ich eine Sprache finden, mit der ich den jungen Leuten vermitteln kann, was ich dabei fühle.“
Bis jetzt scheint die Sache gut anzulaufen. Seine Studierenden beschreibt er als hoch motiviert und – noch wichtiger – als aufmerksame Zuhörer, die gerne diskutieren. Neben dem Einzelunterricht hat er daher zwei Kurse ins Leben gerufen, in denen es vor allem ums gemeinsame Musikhören geht. „Erst mal nur zum Spaß. Aber dann legen wir das Album wieder und wieder auf und versuchen uns jedes Mal auf einen anderen Aspekt zu konzentrieren. Daraus entwickeln sich oft interessante Streitgespräche, was eine große Interpretation nun eigentlich genau groß macht.“
Basis für das Musizieren ist für Omer Klein vor allem das bewusste Zuhören. Eine Eigenschaft, die auch für zwischenmenschliche Interaktion essenziell wäre, aber in Zeiten der Reizüberflutung, wo Musik beinahe allgegenwärtig ist, oft zu kurz kommt. „Wir geben dieser Generation nicht viele Chancen. Wir bombardieren sie mit Technologie, deren Sinn es ist, sie abzulenken. Nur damit große Konzerne Profit machen. Also sehe ich meine Verantwortung auch darin, Fokus zu geben und zu animieren, hin und wieder auch mal das Smartphone auszuschalten.“
Zwar räumt Klein durchaus ein, dass nichts dagegen spricht, in der U-Bahn auch mal den Kopfhörer aufzusetzen, um den Lärm des Pendlerverkehrs durch Mozart oder Miles Davis zu ersetzen. Doch am besten hört man Musik für ihn in aller Ruhe mit geschlossenen Augen. „Man springt ja auch nicht auf einem Trampolin, während man ein Fünf-Sterne-Menü isst.“TOBIAS HELL
Das Omer Klein Trio
spielt am 14. November im Bergson Karten: www.bergson.com.