Draufgänger-Duo Shani und Levit in der Isarphilharmonie

von Redaktion

In München galt es der Musik. Während beim Pariser Gastspiel des Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Chefs Lahav Shani Pyro-Technik im Konzertsaal gezündet und in Köln vor der Philharmonie heftig demonstriert wurde, bekannte vor der Isarphilharmonie ein kleines Häuflein seine Sympathie mit Israel und zu Münchens Buntheit und forderte ein klares Nein zum Antisemitismus. Gleichzeitig schwenkten ein paar andere die palästinensische Fahne. Ansonsten herrschte, bei großem Polizei- und Sicherheitsaufgebot, Ruhe. Nicht ganz, wenn man bedenkt, wie viel Unruhe, wie viel Aufgewühltes, Vorwärtsdrängendes Lahav Shani, sein Orchester und Igor Levit in Beethovens fünftem Klavierkonzert zutage förderten.

In bestem Einvernehmen gelang es ihnen, dem wohlvertrauten Opus viel Frische und zuweilen sogar einen improvisatorischen Zug zu verleihen. Doch nicht nur Draufgängerisches mit bis in den Diskant kristallklar glitzernden Läufen gelang Levit, auch die wundersam zarten Momente kosteten er und seine Mitstreiter aus. Im langsamen Satz schuf Levit eine Atmosphäre des Entstehens, des Werdens und Tastens. Perfekt getimt gelang auch der von Beethoven so spannungsvoll verzögerte Übergang ins turbulente Rondo-Finale. Standing Ovations.

Heftige Zustimmung ebenfalls nach Tschaikowskys fünfter Symphonie. Da klang bei Shani, demnächst Chef der Münchner Philharmoniker, vieles geradezu kämpferisch, ohne dass der Wohlklang des Israel Philharmonic Orchestra litt. Der weiche, absolut homogene Streichersound faszinierte ebenso wie die auch solistisch immer wieder geforderten Holzbläser, die, vom butterweichen Horn angeführt, das Andante in breitem Fluss dominierten. Nie scharf, stets markant, konterte das Blech mit dem Schicksalsmotiv, unterstützt von der trockenen Pauke. Nach einem von Shani bis ins aberwitzige Presto getriebenen Finale, brandete großer Jubel auf. Das wunderbare Orchester bedankte sich mit Elgars „Nimrod“. GABRIELE LUSTER

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