Er schillert in München mit den Lichtern um die Wette: der britische Sänger Calum Scott. © Martin Hangen
Es dauert ein paar Sekunden, bevor die andächtige Stille von lautem Jubel abgelöst wird. Calum Scott sitzt hinter einem Arrangement von flackernden Kerzen am vorderen Bühnenrand und schimmert in seiner silbernen Glitzerjacke mit den Lichtern um die Wette. Er singt einen herzerwärmenden Song, den er für das Kind geschrieben hat, dessen Vater er einmal werden möchte: „Mad“. Spätestens jetzt hat er sie alle.
Der Brite, der durch seine Teilnahme bei „Britain’s got Talent“ berühmt wurde und inzwischen als Coach bei „The Voice of Germany“ zu sehen ist, verspricht eine emotionale Achterbahn: „Wir werden Euch zum Lachen bringen, wir werden Euch zum Weinen bringen, wir werden Euch zum Tanzen bringen. Und dann werden wir Euch wieder zum Weinen bringen“, sagt er am Dienstagabend zur Begrüßung in der Olympiahalle. So richtig punkten kann der 37-Jährige tatsächlich in der Heulecke, wie er es selbst nennt. Mit Liedern, die „richtig, richtig traurig“ sind.
Der Einstieg mit neuen und tanzbaren Songs aus seinem dritten Album „Avenoir“ wird laut beklatscht und bejubelt. Aber der Funke springt immer dann so richtig über, wenn die Musik leiser wird und Scotts Stimme sich frei entfalten kann. Er kann sie in unglaubliche Höhen entführen. Er kann aber auch die souligen Tiefen bedienen. Und das alles im steten Wechsel.
Nach dem letzten regulären Song „Lighthouse“ erklärt er charmant das Prinzip Zugabe: „Wir gehen, Ihr jubelt, wir kommen wieder.“ Und performt zum Abschied seine größten Hits „You are the Reason“ und „Dancing on my own“. Nicht ohne sich sichtlich ergriffen bei seinem Publikum zu bedanken. Statt andächtiger Stille brandet minutenlanger Jubel auf. Und der ist absolut verdient!KATHRIN BRACK