Glücksfälle für die Kultur

von Redaktion

Im Bergson wurde erstmals der Bayerische Kunstpreis vergeben

Beste Performance: Polina Lapkovskaja. © Koenig/StMWK

Autorin Tanja Kinkel und Kunstminister Blume. © Koenig

Er dankte auch allen unbekannten Menschen und feierte die Zufallsbegegnungen: Gerhard Polt. © Axel Koenig/StMWK

Natürlich ist das hier auch alles eine große Eigenwerbung. Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) hat am Dienstagabend wie berichtet zur Vergabe des von ihm neu ins Leben gerufenen Bayerischen Kunstpreises eingeladen. Und wenn er dann selbst die Laudation auf Autorin Tanja Kinkel hält, die in der Kategorie „Kreatives Schaffen“ ausgezeichnet wird, und vorher launig im Videoeinspieler aus der Porzellanmanufaktur in Nymphenburg über die Herstellung der Preisfigur Zerbinetta berichtet, atmet das schon sehr viel Minister-Show. Es sei ihm gegönnt. Denn man muss zugestehen: Dieser Preis ist ein Gewinn für die gesamte Kulturbranche.

Das Format hält schon bei seiner Premiere mit dem Bayerischen Filmpreis mit: Gala, Live-Übertragung im Bayerischen Fernsehen und ein Veranstaltungsort, der zeigt, was möglich ist, wenn kreative Menschen groß denken. Das von der Familie Amberger ins Leben gerufene und von Kreativdirektor Roman Sladek und seinem Team zum Leben gebrachte Bergson Kunstkraftwerk zeigt sich von seiner schönsten Seite – inklusive musikalischer Umrahmung durch die hauseigene Jazzrausch Bigband – und wird für „Innovation“ ausgezeichnet. Wie es Sladek und Co. gelingt, dafür zu sorgen, dass die riesige Bude voll wird? Sie tun, statt bloß zu quatschen. „Wenn man den Mut hat zu machen, entsteht noch mehr Mut, weiterzumachen.“

Überhaupt ist dieser Abend einer der Macher. Gerhard Polt zum Beispiel, der den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten erhält. Was ein kluger Schachzug von Markus Söder ist – wer wollte sich nicht gern als Laudator im Licht eines der beliebtesten Menschen im Land sonnen? Der Kabarettist dankt nicht nur Familie und Freunden – sondern bewusst auch all denen, die er eigentlich gar nicht gekannt hat, denen er in seinem Leben nur einmal begegnet ist. Am Kiosk, in der Eisenbahn, im Wartezimmer. Beim Tierarzt zum Beispiel. Und dann folgt ein echter Polt. Wie sich da der Besitzer eines Goldhamsters und einer Bulldogge in friedlichster Koexistenz unterhielten. „Der Veganer und der Fleischesser. Es sind ungewollte Liaisonen, die stattfinden, wenn Menschen aufeinandertreffen.“ Ein hintersinniges Plädoyer für die echte, die analoge Begegnung. Fürs Aufeinanderzugehen, über alle Ideologien hinweg. Er formuliert das freilich viel gescheiter. Die Widersprüchlichkeiten seien es doch, die uns Menschen auszeichnen. „Wir geben der Lächerlichkeit durch unsere Existenz eine Chance.“ Wunderbar.

Auch dieser Abend lebt von Begegnungen. Wie man dafür begeistert, weiß Christoph Kürzeder, Direktor des Diözesanmuseums Freising. Er erhält die Auszeichnung „Kulturbotschafter des Jahres“. Denn auch wenn Söder betont, „in Bayern sparen wir nicht an Kunst und Kultur“, gilt: Geld allein reicht nicht. Es ist natürlich nicht verkehrt, wenn – wie im Fall des Diözesanmuseums – ein paar Millionen Euro lockergemacht werden. Kardinal Reinhard Marx, der die Laudatio auf Kürzeder hält, trocken: „Vielen Dank allen Kirchensteuerzahlern!“ Doch es brauche neben Geld zum Erfolg immer „burning Persons“, Menschen, die für eine Sache brennen. Marx deutet auf Kürzeder: „Dieser Mann ist ein Glücksfall für uns.“ Wer wollte da widersprechen?KATJA KRAFT

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