Spaß an der Show haben Kevin Ratajczak (re.) und Nico Sallach, die mit ihrer Spielfreude alle anstecken. © M. Hangen
Eine wilde Nonstop-Sause tobt in der Halle, in der nur wenige Plätze frei geblieben sind. © MARTIN_HANGEN
Schlager, Metal oder Party-Techno – Electric Callboy pulverisieren alle Genregrenzen. Kaum eine andere deutsche Band ist derzeit weltweit so erfolgreich wie die Band aus Castrop-Rauxel. Nachdem sie heuer schon das britische Slam-Dunk-Festival vor über 35 000 Fans als Headliner begeisterten, rennen ihnen nun auf ihrer „Tanzneid“-Tour die Fans in ganz Europa die größten Hallen ein. Auch in der Olympiahalle sind nur wenige Sitzplätze frei geblieben.
Viele der Fans haben sich in Schale geschmissen: Neonfarbene Outfits, skurrile Sportanzüge aus den 80ern und Vokuhila-Perücken sind überall im Publikum zu entdecken. Dass die Band über eine gehörige Portion Selbstironie verfügt, zeigen ihre verrückten Outfitwechsel auf der Bühne. Topfhaarschnitte, Helme aus Discokugeln und enge Bodys. Die schon aus den Musikvideos bekannten Verkleidungen dürften die Hauptpreise auf einer „Bad Taste“-Party abräumen.
Auch die Musikmischung ist gewöhnungsbedürftig. Teilweise wähnt man sich bei Songs wie „Hypa Hypa“ auf einem Scooter-Konzert, um im nächsten Moment bei „Hurrikan“ direkt auf dem Ballermann zu landen. Der bewusste Bruch mit den Genres wirkt hier und da formelhaft, aber die Anreicherung des Gebräus mit harten Metal-Riffs und Pop-Refrains funktioniert und animiert zum Mitsingen.
Auf der Bühne herrscht derweil der ganz normale Wahnsinn namens Electric Callboy. Ständig explodiert Pyrotechnik in der Halle, es gibt Konfettischlangen, Flammenwerfer und Rauchsäulen. Seit diesem Jahr ist zudem mit Frank Zummo der ehemalige Schlagzeuger der Rockband Sum 41 auf Tour dabei, der mit wahnwitziger Geschwindigkeit durch die Songs prescht. Die Halle ist nonstop am Hüpfen und Springen. Die beiden Sänger Nico Sallach und Kevin Ratajczak haben sichtlich Spaß an ihrer Show und stecken mit ihrer Spielfreude an, bis auch auf den Rängen keiner mehr sitzt. Spätestens mit dem Cover von Maggie Reillys „Everytime we touch“ liegen sich alle begeistert in den Armen. „We got the Moves“ mobilisiert als Zugabe noch einmal die letzten Energiereserven, ehe die wilde Sause endet. „München, das war der absolute Wahnsinn!“, japst Nico Sallach zum Abschied ins Mikro.MICHAEL HELLSTERN