Glaubt man Frank Zappa, so geht nichts über den Sound einer elektrischen Gitarre. Nun, wie wär’s mit zwei? Schlagzeuger Ches Smith hat für sein von Bassist Nick Dunston vervollständigtes Quartett Clone Row mit Mary Halvorson und Liberty Ellman zwei der apartesten Sechssaiter zusammengespannt. Dafür hat Smith Kompositionen geschrieben, die an allen Stilen und Genrezuschreibungen schräg vorbeispielen.
Diese originelle Musik kann Spuren von Jazz enthalten, schließlich befinden wir uns in der Münchner Unterfahrt. Aber ebenso kann man entfernte Echos von Rock oder Grunge hören. Nur dass Smith nichts in Reinkultur verwendet, sondern Inspirationsquellen verfremdet und zum anfangs gewöhnungsbedürftigen, im Abgang aber mit seinen raffinierten Kopfnoten überzeugenden Klang-Cuvée verschneidet. Rhythmen stolpern, Grooves werden verhackstückt, die Linienführungen der Gitarren ergänzen oder kontrastieren sich. Ist das überhaupt Jazz? Puristen dürften den Kopf schütteln. Andererseits: Wo sonst als in einem Jazzclub könnte diese eigenwillige Musik ein begeistertes Publikum finden und so die Wandelbarkeit des Genres beweisen?REINHOLD UNGER