Eine Liebeserklärung – von vielen. © Hangen
Selbst aus Marco Mengonis Heimat kamen die Tifosi zum Konzert nach München. © Martin Hangen/hangenFoto
Ein Auftakt wie in einem antiken Drama: Marco Mengoni erobert die Bühne in der Münchner Olympiahalle. © Martin Hangen
Bis aus Turin sind sie gekommen, nur für ihn. „Da Torino, solo per te“, haben seine Tifosi auf eine der zahllosen Liebeserklärungen in der Olympiahalle geschrieben. Lohnt sich die weite Reise? Und ob – wenn auf der Bühne Marco Mengoni steht, der Italiens größtes Pop-Ereignis nach München brachte. Ein magischer Abend zwischen antiker Tragödie und Eurovision Song Contest verzauberte die Fans – egal, ob sie aus Turin oder aus Trudering kamen.
Ein Abend zwischen Antike und ESC
„Ein großes Spektakel“ hatte Mengoni vorab im Gespräch mit unserer Zeitung versprochen. Der Mann hielt Wort, und wie. Die Show, die daheim in Italien als „esperienza esistenziale“, als existenzielle Erfahrung, gepriesen wird, beginnt, wie es sich für eine ordnungsgemäße Tragödie gehört, mit einem erklärenden Prolog. Und sie endet nach über zwei Stunden mit der Katharsis, mit der Reinigung, der Wiedergeburt, bei der Mengoni mit „Pazza musica“ („Verrückte Musik“) und „Starlight“ die Halle zum Tanzen bringt.
Was dazwischen passiert, ist eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen grenzenloser Liebe und kaum aushaltbarem Schmerz. Nach dem Auftakt, der an den Einzug von Priesterinnen und Priestern erinnert, sitzt Mengoni auf einem Berg und schwört: „Ti ho voluto bene veramente“ („Ich habe dich wirklich geliebt“). Aber noch besteht Hoffnung, denn er gelobt: „Ich werde dein Krieger sein, der dich hält, wenn du fällst.“ Hach. Emozione dopo emozione, wie Eros vor fast 40 Jahren gesungen hat, so viel Gefühl. Später geht es um Krieg und Frieden, um den viel zu frühen Tod seiner Mutter – aber auch ums Schwelgen mit seinen ESC-Hits „Due vite“ und „L’essenziale“. Der Laufsteg ins Publikum, auf dem er immer wieder mit seinen Fans schäkert, hebt Marco Richtung Hallendecke. Die drehende Brücke wird zum Mittelpunkt einer Show, bei der das Staunen kein Ende nimmt. Der Sänger schnallt sich ein künstliches Sixpack um, als vermeintliches Symbol der Stärke – auch wenn man innerlich schwach ist. Und er pflanzt „Un fiore contro il diluvio“, eine Blume gegen die Sintflut. „Danke schön, München“, verabschiedet er sich am Ende auf Deutsch. Gern geschehen, Marco! Für einen unvergesslichen Abend hat sich die Arena di Monaco angefühlt wie die Arena di Verona.JÖRG HEINRICH