Panorama mit Narren

von Redaktion

Christian Stückl inszeniert „Tyll“ beim Oberammergauer Kultursommer

Ihn reizt der Stoff aus dem Dreißigjährigen Krieg, weil er zur Weltlage passe: Christian Stückl inszeniert „Tyll“ im Passionstheater. © B. Lindenthaler

„Der Christian ist der Beste, den wir haben können“, lobt Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl im Restaurant Schmock des Münchner Volkstheaters bei der Pressekonferenz zum Kultursommer 2026 seinen Ober-Theatermacher Stückl. Im Rückblick auf die Finanzen der Veranstaltungen heuer – im Zentrum die herausragende „Romeo und Julia“Inszenierung (wir berichteten) – zeigt er sich sehr erleichtert. Die Theaterproduktion „Der Rebell“ war ja 2024 wegen des schlechten Vorverkaufs nicht durchführbar. Rödl spricht für dieses Jahr von einem „brutalen Risiko“, das die Passionstheater GmbH eingegangen sei, aber alles sei im Kostenrahmen geblieben. Da der Vertrag mit ihr bis 2028 laufe, müsse außerdem in den kommenden Jahren nicht ums Geld (Zuschuss: 250 000 Euro) gestritten werden.

Das wäre auch bitter im Jahr des 20. Kultursommer-Geburtstags. Den Auftakt einstens machte „König David“, im Sommer ‘26 wird Christian Stückl, Intendant des Volkstheaters, das Drama „Tyll“ gestalten, das er aus Daniel Kehlmanns erfolgreichem Roman entwickeln wird. Premiere ist am 27. Juni; die Musik gestaltet wie immer Markus Zwink, die Ausstattung kommt von Stefan Hageneier. Durch dieses große Panorama mit Narren löst der Regisseur das Problem: Was mach’ ich auf der riesigen Bühne? Der Stoff aus dem Dreißigjährigen Krieg, in dem „das europäische System auseinandergebrochen“ sei, reizt Stückl in der momentanen Weltlage. Darüber hinaus passt das Motiv der Pest zum Passionstheater. Die Passionsspiele gehen auf ein Pest-Gelübde aus jener Zeit zurück.

Unverzichtbar für jeden Theatersommer ist das Gastspiel „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ (3. und 4. Juli). Das Erlebnis sei wegen der Breitwand-Bühne ganz anders als im Volkstheater, so Stückl. Verzichten wollen die kleinen und großen Fans ebenfalls nicht auf das HeimatsoundFestival, das mitreißend ist (31. Juli, 1. August). Auf Vielfalt setzt Kurator Frederik Mayet in Zusammenarbeit mit Alex Schaffer von BR2. Die Konzerte und das Drumherum seien „sehr zugänglich“ und „generationenübergreifend“, unterstreicht Mayet. „Was passiert in der Alpenregion“ ist das Motto. Alle Teilnehmenden stehen noch nicht fest, aber Berühmtheiten wie Dreiviertelblut kommen, das Münchner Gwachs FIVA, aber auch Falschgeld, AVEC oder Fättes B.

Was Stückl und Mayet immer wieder betonen und viele beim Besuch in Oberammergau vergessen, weil alles so professionell läuft: Den größten Teil der Arbeit, ob auf der Bühne oder am Getränkestandl, leisten Laien, Freiwillige ohne Bezahlung! Allein für Heimatsound sind das 140 Menschen. SIMONE DATTENBERGER

Weitere Informationen

Karten zwischen 19 und 54 Euro, Heimatsound-Festival: Ein-Tages-Ticket 63, Zwei-Tage-Ticket 89 Euro online unter www.passionstheater.de sowie unter Telefon 08822/32 488, 089/ 54 81 81 81; von München aus gibt es einen Bus hin und zurück für 25 Euro.

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