Hinter den Kulissen: Gottschalk tritt ab. © Instagram
Große Stütze: Gottschalk und seine Karina.
Hatten Freude: Jörg Pilawa (li.) und Giovanni Zarrella.
Applaus von den Kollegen: Thomas Gottschalk mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch. Die beiden bereiteten ihm einen würdigen Abschied. © Feldenhagen/RTL (3)
Es ist weit nach Mitternacht, gegen 1.15 Uhr. Die Show ist gerade zu Ende gegangen, die TV-Übertragung abgeschlossen, da tritt Günther Jauch noch einmal vor die Kamera und wird von RTL befragt. Es ist ihm anzusehen, wie nah dieser Abend auch ihm gegangen ist, seine Stimme stockt, die Augen sehen müde aus. „Es war ein ganz besonderer Abend“, sagt der 69-Jährige, der nicht nur zu den langjährigsten Wegbegleitern von Thomas Gottschalk gehört, sondern einer seiner engsten Freunde ist. „Es war unser Abend für Thomas. Da ist heute ein Großer gegangen, und er soll jetzt wieder gesund werden – das ist für uns alle das Wichtigste.“ Berührende Worte.
Gottschalk selbst hat sich da längst aus dem Studio verabschiedet. Um viertel nach zehn schon war er die Showtreppe hochgegangen, mit einem tapferen Strahlen im Gesicht, begleitet von Standing Ovations, Konfettiregen und einem sehr warmen Applaus des Publikums in Köln. Seine Frau Karina hatte den 75-Jährigen in Empfang genommen, Hand in Hand verschwanden sie hinter der Bühne, während vorne die Show mit den übrigen Teilnehmern (Barbara Schöneberger, Günther Jauch, Giovanni Zarrella und Jörg Pilawa sowie Mike Krüger als Moderator) weiterging. Es war das Finale für eine Fernsehlegende, die sich nach 50 Jahren Showgeschäft nun ins Private zurückziehen will. Gottschalk ist schwer an Krebs erkrankt. Das hatte er vorvergangenen Sonntag öffentlich gemacht, nachdem er beim Bambi und bei der Romy-Verleihung für Irritationen gesorgt hatte. Im Lauf der Woche hatte er die besorgniserregenden Auftritte mit dem Einfluss schwerer Medikamente erklärt und die Diagnose preisgegeben. Jeder hätte verstanden, wenn Gottschalk an diesem Samstagabend nicht mehr aufgetreten wäre – er selbst wollte aber unbedingt noch einmal auf die große TV-Bühne, und so machte RTL aus der ohnehin geplanten letzten Ausgabe von „Denn sie wissen nicht, was passiert – Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show“ Thommys große Abschiedsvorstellung.
Und das gelang. Vor allem weil Gottschalk mit Schöneberger und Jauch zwei Menschen an seiner Seite hatte, die es gut mit ihm meinen. Die ihn nicht sich selbst überließen, sondern durch die Sendung begleiteten, ihn trugen. Dadurch lief Gottschalk zwar stellenweise irgendwie nebenher, wirkte ein bisschen wie ein Bub, der sich auf eine Geburtstagsfeier von Erwachsenen verirrt hat, aber sei’s drum. Er war dabei – und um nichts anderes ging es ja in dieser Show, die ausnahmsweise nicht live, sondern eine Stunde vorher aufgezeichnet worden war. Als Thommy die Bühne betrat, wehte sogar ein Hauch von „Wetten, dass..?“ durch die Halle: Da stand er, gezeichnet von der schweren Krankheit, aber kerzengrade, strahlend, die Haare geföhnt, die Hände vor dem Körper gefaltet, den Applaus genießend. Da konnte man schon ein Tränchen verdrücken.
Nach einem sehr würdigen Talk, in dem Jauch seinen Freund zu dessen Gesundheitszustand („ausgezeichnet“) und der Zukunft („Ich freue mich auf die Rente“) befragt hatte, übernahm Mike Krüger und sang Gottschalk ein Ständchen. Dabei verhaspelte sich der 73-Jährige ein paarmal, vergaß den Text, Schweigen im Publikum. Es war dann ausgerechnet Thomas Gottschalk, der den unangenehmen Moment blitzschnell erfasste. Er witzelte: „Mike ist der Nächste, der sich verabschiedet“, was zu Lachern führte, die Situation entkrampfte und damit rettete. Da war er noch mal der Alte, wie früher. „Jetzt müsst ihr es ohne mich hinkriegen“, sagte er dann. Und ging ab. Servus, Thommy, mach‘s gut.STEFANIE THYSSEN