Transparent und tiefgründig

von Redaktion

Münchner Philharmoniker sorgen mit Rossini, Schubert und Beethoven für Jubel

Eine Ouvertüre, ein Solo-Konzert, eine populäre Symphonie – das jüngste Abo-Konzert der Philharmoniker war in programmatischer Hinsicht nichts Besonderes. Sehr wohl allerdings in der Herangehensweise von Han-na Chang. Sie ließ schon in Rossinis „Wilhelm Tell“-Ouvertüre keinen Zweifel, dass dieses Stück eben nicht nur zum Warmspielen angesetzt wurde, sondern im dramaturgischen Bogen des Abends eine wichtige Funktion hatte. Beginnend mit dem eindringlich gestalteten Cello über die packende Sturmepisode bis hin zum berühmten Reitermarsch, mit dem die Dirigentin das Orchester energisch über die Ziellinie peitschte.

Hieran konnte Schuberts „Arpeggione“-Sonate nahtlos anknüpfen. Ein Werk, das der gelernten Cellistin Chang natürlich bestens bekannt ist. Und so pflegte sie auch in der posthum erstellten Orchesterfassung gemeinsam mit ihrer Kollegin Anastasia Kobekina einen transparenten Zugriff. Spielerisch leicht im Allegro, ehe sich die Solistin im Adagio zu großen romantischen Bögen aufschwingen und ihre ganze Gestaltungskraft zeigen durfte. Gekrönt mit einer sehr persönlichen Zugabe. Einem wilden Tanz, komponiert von Kobekinas Vater, bei dem sie, nur vom Tamburin begleitet, erneut für Jubelstürme in der Isarphilharmonie sorgte.

Und selbstverständlich ließ Han-na Chang am Pult auch bei der abschließenden Vierten von Beethoven die nötige Sorgfalt walten. Bedeutungsvoll schwer im ersten Satz, der beim Übergang in den Allegro-vivace-Teil aber ebenso interessante Kontrastfarben bereithielt, die Chang mit Unterstützung der delikaten Holzbläser auch im weiteren Verlauf zu kultivieren verstand und so eine ebenso tiefgründige wie lebendige Lesart dieses Klassikers vorlegte.TOBIAS HELL

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