UNSERE KURZKRITIKEN

Voyeur im Wohnzimmer

von Redaktion

Was macht man, wenn sich ein Loch in der Wohnzimmerwand auftut? Genau das passiert dem Protagonisten Rainer in Hanno Millesis Roman „Zur Zeit der Schneefälle“. Aber aus dem surrealen Auftakt entwickelt sich wenig, die Geschichte bleibt belanglos. Durch das Loch sieht man Privaträume, die nun keine mehr sind, statt selbst gewählter Einsamkeit des Protagonisten, der gerade eine Trennung hinter sich hat, muss man plötzlich miteinander auskommen. Das Loch erlaubt Einblicke in beide Richtungen, lässt die Wohnzimmer des Protagonisten und seiner Nachbarfamilie zur Bühne werden, der Leser wird zum Voyeur. Elaboriert und eigensinnig leuchtet Millesi das Innenleben seiner Hauptfigur, aber auch die Konventionen des nachbarschaftlichen und menschlichen Miteinanders aus. Kann man den vorherigen Status quo im Leben wiederherstellen? Als Leser bleibt man ratlos zurück.ELK

Hanno Millesi:

„Zur Zeit der Schneefälle“;
Sonderzahl-Verlag, 232 Seiten; 25 Euro.


★★★☆☆ Annehmbar

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