Der Schock muss enorm gewesen sein: „Diese plötzliche Verwandlung meiner fürsorglichen Oma in eine wütende Furie, nur weil ich ein falsches Stichwort sagte, hat mich bereits als Kind zutiefst irritiert“, schreibt Claudia Fratz. Dieses „falsche Stichwort“ bezog sich auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 – und darauf, wie es die Großeltern mit den Nazis hielten. Fratz hat ein zutiefst persönliches Sachbuch geschrieben. Im Zentrum stehen 65 Fragen, „die ich meiner Oma zu ihrem Leben während der NS-Diktatur gerne noch gestellt hätte“. Dabei sind Fragen wie „Worüber konnten Opa und du gemeinsam lachen?“, aber auch „Was hatte die Hakenkreuzflagge am Altar und vor der Kirche zu suchen?“ Letztere ist illustriert mit einem Foto der Großeltern am Tag ihrer Trauung. So wie jede andere Frage auch mit einem Bild aus dem Familienalbum illustriert ist. So entfaltet Fratz ein durchschnittliches deutsches Familienleben. Ihre Oma starb 2004 – Antworten erhielt sie keine. LEIC
Claudia Fratz:
„Wie eine tickende Bombe unter uns“. Ariella Verlag,
188 Seiten; 18 Euro.
★★★★☆ Lesenswert