Zwischen Kitsch und Klasse

von Redaktion

Das „Merry Musical“ erobert den Silbersaal im Deutschen Theater München

Auf musikalisch hohem Niveau: die Solisten Andreas Bongard (Mi.) und Darrin Lamont Byrd (re.). © Deutsches Theater

Bereits zum vierten Mal fand das populäre Konzertformat „Merry Musical“ statt – erstmals im Silbersaal des Deutschen Theaters. Der ohnehin äußerst schmucke Raum von 1896 zeigt sich glänzender denn je: Überall funkelt und glitzert es in üppiger, bisweilen an der Kitschgrenze kratzender Weihnachtspracht. Doch so adventlich Ambiente und Dekoration wirken, der eigentliche Schwerpunkt liegt – Nomen est Omen – klar auf dem Musical. Weihnachtliche Einsprengsel wie das altdeutsche „Es ist ein Ros entsprungen“ erscheinen eher als dekorative Zugaben, programmatisch mal mehr, mal weniger passend. Künstlerisch bewegt sich der Abend zwischen Kommerz und Klasse, Rausch und Mainstream.

Musikalisch jedoch herrscht durchweg hohes Niveau: Denise Lucia Aquino, Sandra Leitner, Andreas Bongard und der deutlich herausragende Darrin Lamont Byrd präsentieren sich als starkes Vierergespann. Mann der Stunde ist der musikalische Leiter Liviu Petcu, der dem Keyboard ebenso sanfte wie präzise Töne entlockt und für die Arrangements verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Benedikt Kurz und Felix Key Weber prägt er das Konzert mit sichtbarer Präsenz.

Weniger glücklich verläuft der krankheitsbedingte Ausfall des prominent angekündigten Moderators Dustin Peters am Premierenabend. Produktionsleiterin Nellie Krautschneider und die Gesangssolisten übernehmen kurzfristig die Anleitung – eine Notlösung, die sich auch als solche anfühlt: Plaudereien über Karriereerfolge und teils derbe Anekdoten über Weihnachtsbräuche strecken den langen Abend unnötig. Dem äußerst dankbaren Publikum macht das wenig aus: Es feiert jeden der Songs, die von „Jesus Christ Superstar“ über „Dirty Dancing“ bis zur „Eiskönigin“ reichen. Spätestens beim offiziell letzten Lied, als die kesse Sandra Leitner „All I want for Christmas“ schmettert, gibt es kein Halten mehr. Nur mit Mühe lassen sich die Zuschauer für die gar zu sakrale Zugabe von „Hallelujah“ bändigen. Das Deutsche Theater kann diesen adventlichen Konzert-Neuzugang zweifellos als Erfolg verbuchen – ganz nach dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt. ANNA BEKE

Weitere Vorstellungen

10. und 11. Dezember;
Tickets unter 089 / 55 23 44 44.

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