Musiker und Kabarettist Georg Ringsgwandl mit Band im Residenztheater. © Astrid Kistner
Es ist ein Konzert für 100-Jährige. Genau genommen für die Mama vom Georg Ringsgwandl, die irgendwo da oben auf einer Wolke sitzt und mit Schauspielerin Marilyn Monroe und Folksängerin Hazel Dickens – alle Jahrgang 1925 – auf den Schorschi im Münchner Residenztheater blickt. Und so beginnt der Abend des Musikers, Kabarettisten und Entertainers ganz traditionell an der Zither. Old Bavarian Stubnmusi – aufgepeppt von einer billigen KI, wie der gut aufgelegte Ringsgwandl fabuliert.
Sein neues Album und Bühnenprogramm teilen sich den lautmalerischen Titel „Schawumm!“. Eine Ode an alle Paketfahrer, die derzeit Hochkonjunktur haben und mit selbigem Geräusch die Seitentür ihres Transporters zuschieben. Der Schorschi hat eine Menge neuer Songs geschrieben – eine muntere Mischung aus Funk, Blues und Pop wie „Microplastique“, das durch unsere Blutbahnen schwirrt. Oft geht’s ums Streben nach Konsum, um „aufgeblasne Macker“ und den schlichten Wunsch, „beim Tanzen zu varrecka“. Lustig sind seine Texte und hintersinnig. Die Übergänge füllt Ringsgwandl mit aberwitzigen Anekdoten zur Entstehung der Songs. Flankiert wird er von seiner feinen Band, den Stubnmusi-Brothers Karl Ritter (Gitarre), Christian Diener (E-Bass), Tommy Baldu (Drums) und in München auch von seinem langjährigen Bandkollegen Nick Woodland (Gitarre/Mandoline), mit dem er seit 30 Jahren Musik macht. „Keine Angst, er lebt noch“, sagt Ringsgwandl mit Blick auf den entrückt wirkenden Weggefährten.
Die neongrünen Netzstrumpfhosen lässt Ringsgwandl an diesem Abend im Schrank, dafür kramt er ein paar alte Reißer aus den vergangenen Jahrzehnten hervor. „Hühnerarsch sei wachsam“ ist dabei und der „Konsumverweigerer“. Ein Song, den der Musiker in die Tat umsetzt, als er seinen als 90-minütiges Programm ohne Pause angekündigten Auftritt wohl auch fürs Resi überraschend unterbricht. Zu konsumieren gibt’s jedenfalls nix. Dafür bekommt das Publikum im Anschluss noch mal knapp zwei Stunden gescheite Unterhaltung und Ringsgwandl stehende Ovationen. Die Mama wäre stolz gewesen.ASTRID KISTNER