Mann, oh Mann

von Redaktion

München eröffnet den Erinnerungsort „Straßen Namen Leuchten“

Aus New York: „MANN AV.“ steht für die gesamte Familie Mann, auch für Michael und Monika, nach denen keine Straße benannt ist. © Astrid Schmidhuber

Tanja Graf, Direktorin des Literaturhauses. © ast

Künstler Albert Coers hat das Denkmal entworfen. © AST

Lassen Sie sich vom Strahlen nicht blenden: Das Denkmal für die Familie Mann erzählt auch von Vertreibung, Flucht und Exil. Albert Coers ist mit seiner Arbeit ein großer Wurf geglückt. © Astrid Schmidhuber

Natürlich ist da sofort die Erinnerung an „Gladius Dei“, Thomas Manns Novelle aus dem Jahr 1902: eine Auseinandersetzung mit der Stadt, ihrer Kunst und Kultur, mit dem viel zitierten (manches Mal auch falsch zitierten, weil der Schriftsteller nicht das Präsens nutzte) Satz: „München leuchtete.“

Ja, Albert Coers hat sich davon inspirieren lassen, als er vor acht Jahren das Projekt „Straßen Namen Leuchten“ erstmals konzipierte. Und doch schöpft sein Denkmal für die Familie Mann aus so viel mehr Quellen, geht in seiner Struktur und Botschaft viel tiefer hinein in das 20. Jahrhundert, wenn man das Offensichtliche einmal beiseite lässt.

Am Dienstag nun wurde der öffentliche Erinnerungsort für den Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, seine Frau Katia und ihre Kinder Klaus, Erika, Golo, Elisabeth Mann Borgese, Michael und Monika Mann am Salvatorplatz in Nachbarschaft zum Literaturhaus eröffnet. Endlich. Denn das Kunstwerk ist ein Gewinn für die Stadt. Dabei ist die Idee simpel: Coers, Jahrgang 1975, hat Schilder von Straßen und Plätzen etwa in München, Frankfurt, Zürich, Rom und São Paulo arrangiert, die nach Mitgliedern der Familie benannt sind, und diese ergänzt mit Straßenleuchten von jenen Orten, an denen die Manns lebten oder leben mussten, weil Nazi-Deutschland sie ins Exil gezwungen hat.

In München leuchten jetzt also Lampen aus Lübeck, Nida, Sanary-sur-Mer, New York, Los Angeles und Kilchberg. „Hochkultur mit alltäglichem Stadtmobiliar zu kombinieren, erschien mir sehr reizvoll“, sagt der Künstler. Stimmt. Deshalb empfiehlt sich auch unbedingt ein Besuch bei Dunkelheit. Zudem sorgen Literatur, Kunst und Kultur ja stets für Helligkeit: in den Herzen, in den Köpfen und – gänzlich unmetaphorisch – auf dem Salvatorplatz. MICHAEL SCHLEICHER

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