Hauptrolle im Film: Whitney Houston (1963–2012). © dpa
Ikonische Partie: Sidonie Smith. © Conny Wenk
Die Diva und ihr Leibwächter: Sidonie Smith als Rachel Marron und Adam Garcia als Frank Farmer. © Raul Coltas/DT
Gerade noch war im Deutschen Theater das Musical „Pretty Woman“ zu erleben. Und kaum haben Vivian und Edward hier ihr gemeinsames Happy End gefunden, da wartet auch schon die nächste Bühnenversion eines Filmklassikers der Neunziger – „The Bodyguard“. Eine Show, die hier schon einmal die Kasse klingeln ließ und nun über die Feiertage in der englischen Tourneeproduktion erneut den Taschentuchverbrauch in die Höhe treiben dürfte.
Für Hauptdarstellerin Sidonie Smith ist der Abstecher nach Deutschland gewissermaßen ein Heimspiel. Denn für die gebürtige Amerikanerin, die ursprünglich Geige studierte, nahm die Theaterkarriere erst hier so richtig Fahrt auf. Um genau zu sein in Bayern. „Ich habe im Orchester angefangen, wollte aber immer auf die Bühne. Und dann gab es da diesen Musical-Workshop in Kiefersfelden, und danach kam eins zum anderen.“
Seit dem Abschluss ihrer Musical-Ausbildung in Hamburg ist Smith gut im Geschäft. Langläufer wie „Legally Blond“ oder Disney’s „Tarzan“, aber auch spannende Rollen an Staats- und Stadttheatern. So etwa in „Chicago“ auf der Augsburger Freilichtbühne. Vor allem aber „The Bodyguard“, wo sie in Köln und Stuttgart bereits die weibliche Hauptrolle als Cover verkörperte.
Nun in die ikonische Partie der Popdiva Rachel Marron zu schlüpfen, ist für sie ein Geschenk, aber auch eine Herausforderung. Immerhin hat sie gleich elf der 15 Songs abzuliefern und muss sich dabei allabendlich am Vorbild Whitney Houston messen lassen. „Ich darf gar nicht sagen, dass ich den Film selbst tatsächlich erst vor einem halben Jahr zum ersten Mal gesehen habe. Und das, obwohl mich die Show inzwischen zehn Jahre begleitet. Aber als ich meine Audition hatte, war das letzte, was ich machen wollte, eine Imitation von Whitney. Das sollte man gar nicht erst versuchen!“
Der Schatten von Whithey Houston und Kevin Costner ist auch ihrem Bühnenpartner Adam Garcia bewusst. „Es ist schwer, diese Erwartungen auszublenden, aber man muss sich einfach auf die Story konzentrieren.“ Und was Adaptionen bekannter Filmhits betrifft, hat der Australier einige Erfahrung. So stand er bereits in „Saturday Night Fever“ oder „Chitty Chitty Bang Bang“ auf der Bühne. „Ich habe ‚Bodyguard‘ auch erst gesehen, als ich 2002 mit Regisseur Mick Jackson gedreht habe, weil ich ein Gespür für seinen Stil bekommen wollte. Es ist ein großartiger Film. Das lässt sich nicht eins zu eins nachstellen. Aber im Skript steckt genügend, dass man als Darsteller einen eigenen Zugang zu den Charakteren finden kann.“
Dass er in der Show, abgesehen von einem bewusst schrägen Karaoke-Auftritt, nichts zu singen bekommt, ist ein kleiner Wermutstropfen. „Frank ist kein Sänger. Er tut das nur für Rachel. Für mich fühlt es sich natürlich komisch an, stillhalten zu müssen und nicht singen zu dürfen. Aber gleichzeitig bin ich auch ein bisschen froh, dass ich nicht mit Sid und Sasha, die ihre Schwester spielt, konkurrieren muss. Ich genieße es einfach, den beiden jeden Abend zuzuhören. Und es fällt definitiv nicht schwer, sich in diese Stimmen zu verlieben.“
Wenn Garcia sich einen Song wünschen dürfte, wäre es wahrscheinlich „One Moment in Time“. Auch wenn die Entscheidung nicht leichtfällt. „Whitney war ein Ausnahmetalent. Ihre Stimme haut einen derartig um, dass man leicht vergisst, wie unglaublich gut diese Songs geschrieben sind.“ Und gerade dieser Mensch hinter der Pop-Ikone ist auch für Smith die größte Inspiration. „Rachel war Whitneys erste Filmrolle. Und sie hat sehr offen darüber gesprochen, wie nervös sie am Set war. Das hat mich beruhigt. Denn obwohl sie durch und durch Profi war, war sie eben auch ein Mensch wie alle und hatte den Mut, das zu zeigen.“TOBIAS HELL
„ The Bodyguard“
ab 17. Dezember im Deutschen Theater. Tickets unter 089 / 55 23 44 44 und an der Abendkasse.