ALBUM

Gänse am Spielautomat

von Redaktion

Spätestens am dritten Advent sollte man an die Gänse denken. Klar, die für den Weihnachtsschmaus. Aber da wäre auch noch das Futter für die Ohren, und da machen die amerikanischen Geese Furore, deren Album „Getting killed“ auf den Kritiker-Jahresbestenlisten weit oben rangiert. Keine leichte Kost, das haben sie mit dem fetten Federvieh gemein. „There‘s a Bomb in my Car!“, schreit Sänger Cameron Winter beim Tom-Waits-im-Free-Jazz-Modus-Refrain des Eröffnungsstücks „Trinidad“, davor klingt er ein bisschen nach Radioheads Thom Yorke zu einem Reggae-Rhythmus. In den folgenden Songs „Cobra“ und „Husbands“ klingeln die Gitarren glöckchenklar, und Winter zetert den Gospel. Geese sind also typische Vertreter der zeitgenössischen Indie-Pop-Zunft: Blues, Folk, Funk, Progrock, Punk – es wirkt, als würde die Band vor jedem Song den Knopf am Spielautomat drücken und schauen, welche Symbole erscheinen. Entsprechend akzentuiert sie dann ihre Musik. Und entsprechend schwer erträglich ist das für Menschen, die einen klar definierten Lieblingsstil haben. Wer aber die Nerven dafür hat, wird belohnt – und erkennt, dass Songs wie „Taxes“ eben doch verdammt hitverdächtig sind.

Geese:

„Getting killed“ (Partisan Records).


★★★★☆ Hörenswert

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